Philosophicum Lech: „Tractatus“ für Peter Bieri

Der Schweizer Philosoph Peter Bieri ist am Freitag beim Philosophicum Lech mit dem „Tractatus“-Preis ausgezeichnet worden. Er erhielt den mit 25.000 Euro dotierten Preis exemplarisch für sein Werk „Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher Würde“.

Bieri habe damit ein Meisterwerk lebenspraktischer Philosophie geschaffen, so die Jury.

Der 70-Jährige nähert sich in seinem Buch dem Begriff Würde auf mannigfaltige Weise, indem er zahlreiche veranschaulichende Beispiele darlegt und ihn auf seine lebenspraktische Bedeutung hin überprüft. Franz Schuh - eines der drei Jurymitglieder neben Ursula Pia Jauch und Rüdiger Safranski - stellte fest: „Die menschliche Würde existiert hauptsächlich, so lernt man es von Bieri, im Zusammenhang vielfältiger Anforderungen an unser Dasein“. Bieri gelinge es, die Vielfalt der Daseinsweisen, die für die Würde konstitutiv sind, anschaulich zu machen.

Bieri Tractatus Philosophicum

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Peter Bieri wurde am Freitag mit dem „Tractatus“-Preis des Philosophicum Lech

Pseudonym Pascal Mercier

Bieri, der unter dem Pseudonym Pascal Mercier auch als Romanautor erfolgreich ist („Nachtzug nach Lissabon“ u.a.), setzte sich mit seinem Werk gegen den oberösterreichischen Schriftsteller Martin Pollack sowie die anderen nominierten Autoren Manfred Geier, Wilhelm Schmid, Ilija Trojanow und Barbara Vinken durch. Bisherige „Tractatus“-Preisträger sind Franz Schuh (2009), Kurt Flasch (2010), Norbert Bolz (2011), Herbert Schnädelbach (2012) und Kurt Bayertz (2013).

Der privat finanzierte „Tractatus“-Preis - er gehört zu den höchstdotierten im deutschsprachigen Raum - wurde auf Anregung des Vorarlberger Schriftstellers Michael Köhlmeier ins Leben gerufen. „Prämiert werden herausragende deutschsprachige kulturwissenschaftliche Publikationen, die philosophische Fragen in erweitertem Sinne ambitioniert und einer breiten Öffentlichkeit verständlich auf dem immer wichtiger werdenden Feld geistiger Auseinandersetzungen und Standortbestimmungen diskutieren“, so der wissenschaftliche Philosophicum-Leiter Konrad Paul Liessmann. Berücksichtigt würden dabei besonders die Relevanz des Themas, die sprachliche Gestaltung sowie die Originalität des Denkansatzes.

Bieri: „Fühle mich durch Preis geehrt“

„Ehre ist eigentlich nicht ein Wort, das zu meinem Wortschatz gehört. Aber jetzt zögere ich nicht zu sagen, dass ich mich durch den Preis geehrt fühle“, schloss Bieri am Freitag seine Dankesrede vor der feierlichen Überreichung des Essay-Preises.

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Audio: Beitrag über Peter Bieri von ORF-Redakteurin Ingrid Bertel

Jurymitglied Franz Schuh benannte Bieri in seiner Laudatio als Philosoph, der ein Schriftsteller sei: "Ein Romancier. Und noch dazu, was ja nicht sein müsste, ein anerkannter. Und ein sehr erfolgreicher“, so Schuh weiter. Juror Rüdiger Safranski bezeichne Bieris Texte als ein „narratives Philosophieren“, merkte Schuh weiters an.

Philosophicum zum Thema „Schuld und Sühne“

Das Thema des 18. Philosopicum Lech, das noch bis 21. September dauert, lautet heuer „Schuld und Sühne. Nach dem Ende der Verantwortung“.

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Im Video zu sehen: Harald Welzer (Soziologe), Konrad Paul Liessmann (Philosoph), Barbara Bleisch (Philosophin), Reinhard Merkel (Mitglied des deutschen Ethikrats); Beitrag von Ingrid Bertel, Michael Gartner, Roland Weber

Das Thema beschäftigt nicht nur Theologen, denn globale Verantwortung ist angesichts der Kriege im Nahe Osten oder des Klimawandels ein brennend aktuelles Thema. Rechtsphilosoph Reinhard Merkel, Mitglied im Deutschen Ethikrat(hhttp://www.ethikrat.org/) und Vortragender beim diesjährigen Philosophicum, sieht beispielsweise dem Klimagipfel, der am Dienstag in New York beginnt, sehr pessimistisch entgegen. Man wisse ziemlich genau, wie die Maßnahmen auszusehen hätten, die man ergreifen sollte, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzufangen. Wie das politisch, gesetzlich und international über völkerrechtliche Sanktionen etabliert werden könne, sodass die beschlossenen Maßnahmen auch realisiert würden, sei aber in hohem Maße unklar und umstritten.

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