Parteien streiten über Bildungspolitik

Mit einer Pressekonferenz zum Thema Deutschkenntnisse und Integration hat die FPÖ am Mittwoch den Unmut der anderen Parteien auf sich gezogen. Die Grünen sprachen von FPÖ-Konzepten aus dem 19.Jahrhundert. Die SPÖ bedauerte eine freiheitliche „Kehrtwende“.

Ob sich die Vorarlberger FPÖ von einer konstruktiven Bildungspolitik verabschiede? fragte am Mittwoch nicht nur SPÖ-Bildungssprecherin Gabi Sprickler-Falschlunger. „Seit dem Abgang von Silvia Benzer (bisherige FPÖ-Bildungssprecherin, Anmerkung der Redaktion) reduziert sich die Bildungspolitik der FPÖ auf die Ausländerpolitik der FPÖ“, so Sprickler-Falschlunger in einer Aussendung.

Man habe sich unter Benzer auf eine frühe sprachliche Förderung verständigt, ebenso auf die gemeinsame Schule und die Ganztagsschule, auch auf den Ausbau der Kinderbetreuung. „Von dieser gemeinsamen Vorgehensweise ist wenig übrig geblieben, hält man sich die Äußerungen von Dieter Egger und Christoph Waibel vor Augen“, meint Sprickler-Falschlunger.

Es ist Wahlkampf. Die FPÖ hatte zuvor am Mittwoch einmal mehr eine Pressekonferenz mit dem Thema „Deutschkenntnisse“ bestritten. Laut FPÖ habe die PISA-Auswertung für Vorarlberg ergeben, dass 56 Prozent der Jugendlichen mit Migrationshintergrund „Leserisikoschüler“ sind. Bei Kindern ohne Migrationshintergrund liege die Zahl bei 29 Prozent.

Grüne halten nichts von Schuldzuweisungen

„Schuldzuweisungen sind keine Zukunftsstrategie“, wies Katharina Wiesflecker (Die Grünen) die Behauptung zurück, wonach Risikoschüler nur einen migrantischem Hintergrund hätten. „Da irrt die FPÖ.“ Richtig sei, dass - wenig überraschend - Kinder mit anderer Muttersprache in der Risikogruppe einen erhöhten Anteil einnehmen.

Deshalb müsse in Kindergärten und Volksschulen die Sprachförderung verbessert werden. Der Vorstoß der Grünen, Kindergartenpädagoginnen besser auszubilden über einen eigenen Lehrstuhl für Frühpädagogik, sei um vieles konstruktiver „als ständig herum zu jammern, Schuldzuweisungen zu erfinden und Stimmung zu machen“, so Wiesflecker wörtlich in einer Presseaussendung am Mittwoch.

FPÖ: „Sozialleistungen kürzen“

„Sprache ist der Schlüssel zur Integration“, so die FPÖ weiter. „Jedes Kind muss bei Schuleintritt die deutsche Sprache beherrschen“, sagte FPÖ-Landtagswahlkandidat Christoph Waibel. Der neue FPÖ-Integrationssprecher forderte die fortlaufende Kontrolle. Falls die Sprache bis zum Beginn der Volksschule nicht beherrscht werde, sollten Sozialleistungen gekürzt werden. Diesbezüglich fühlen sich die Freiheitlichen von Experten bestätigt. Die FPÖ möchte auch zum wiederholten Male den Anteil von Kindern mit nicht-deutscher Muttersprache in Schulklassen auf 30 Prozent begrenzen.

„Absurder geht es nicht“, konterten die Grünen. „Das sind Bildungskonzepte des 19. Jahrhunderts: Schuldzuweisung, Strafen und Sanktionsdrohungen statt Fördern. Ich will bildungspolitisch mutig in die Zukunft aufbrechen. Das braucht Vorarlberg,“ so Wiesflecker zu den Forderungen von Egger und Waibel, die u.a. auch Aufnahmeprüfungen ins Gymnasium beinhalten.

SPÖ: „Populismuskeule der FPÖ“

Dass die Populismuskeule geschwungen werde, belegten nicht nur die FPÖ-Bildungsaussagen, sondern auch der fahrlässige Umgang der FPÖ mit Arbeitslosenzahlen, beobachtet Sprickler-Falschlunger. Mit Ausländern meine die FPÖ meist jene Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Die Arbeitslosenquote bei Ausländern habe im Juli nicht viel über der Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent in Vorarlberg gelegen. " Wenn man bedenkt, dass von den knapp 2.400 Ausländern fast 500 Arbeitslose aus Deutschland stammen, relativiert sich alles", so Sprickler-Falschlunger.

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