Frau klagt Land auf Schmerzensgeld

Eine 53-jährige Frau klagt das Land Vorarlberg auf Schmerzensgeld. Die Frau lebt heute in Niederösterreich, ist aber in einer Pflegefamilie in Dornbirn aufgewachsen. Dort soll sie von der Pflegemutter misshandelt und vom Bruder in der Pflegefamilie sexuell missbraucht worden sein.

Die Frau kam im Jahre 1961 als drei Monate altes Kind in eine Dornbirner Pflegefamilie. Dort ist sie - wie auch Akten der Jugendwohlfahrt aus den 1960er Jahren belegen - schwer misshandelt worden. So wurde ihr beispielsweise als Züchtigungsmaßnahme mit einem Hammer immer wieder eine Zehe gebrochen. Vom Bruder in der Pflegefamilie soll sie außerdem sexuell missbraucht worden sein.

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Video: Im Beitrag von Gernot Hämmerle, Götz Wagner und Christina Lachner spricht die Frau über ihre Erlebnisse.

Land weist Vorwürfe zurück

Nun hat die Frau das Land Vorarlberg als Oberbehörde der Jugendwohlfahrt auf Schmerzensgeld geklagt. Die Jugendwohlfahrt habe damals ihre Sorgfaltspflicht verletzt. Rupert Manhart, als Rechtsvertreter des Landes, weist jegliche Forderung zurück: Die Pflegefamilie sei sorgfältig ausgewählt worden. Es könne kein Sorgfaltsverstoß von Mitarbeitern des Landes festgestellt werden.

Bei der ersten Tagsatzung am Landesgericht Feldkirch konnte kein Vergleich erzielt werden. Nun kommt es zum Prozess in dem Fragen der Verantwortung, der Beweisbarkeit und der Verjährung geklärt werden müssen.

Keine Vorkommnisse aus jüngster Zeit bekannt

Vorkommnisse wie im Fall der 53-jährigen Frau sind aus der jüngsten Zeit nicht bekannt, es gab auch keine Strafanzeigen an die Staatsanwaltschaft. Beim Pflegekinderdienst im Vorarlberger Kinderdorf heißt es, man suche Familien mit großer Sorgfalt aus.

Der Pflegekinderhilfsdienst handelt im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe. Seit 20 Jahren wählt dieser Dienst die Pflegefamilien aus. Bis zur Entscheidung werden interessierte Eltern ein halbes Jahr vorbereitet.

Aber auch während der Betreuungsphase sind Pflegeeltern zur Supervision verpflichtet und bekommen regelmäßige Hausbesuche von Sozialarbeitern, so Leiterin Silvia Zabernigg. Auch das Kind könne mit allen Fragen kommen - man sei heutzutage sehr sensibel und offen und gehe Problemen nach. Früher hätten Kinder jedoch kaum eine Chance gehabt, im Falle von Missbrauchsfällen Gehör zu finden.