Diskussion über Türkisch als Maturafach

Eine Befragung von SOS Mitmensch unter 50 österreichischen Direktoren hat ergeben, dass drei von vier Direktoren für Türkisch als Maturafach sind. Die Vorarlberger Grünen sowie die SPÖ sind ebenfalls dafür, ÖVP und FPÖ sind dagegen.

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Videobeitrag von Stefan Krobath. Sie sehen Gabi Sprickler-Falschlunger, Vahide Aydin, Christoph Waibel, Roland Frühstück und Reinhard Sepp, Direktor Gymnasium Schoren.

Drei von vier Direktoren haben sich nach der Befragung dafür ausgesprochen, Türkisch als Maturafach anzubieten. Das wäre dann wie bei Russisch, das heute schon als Maturafach gewählt werden kann. Für Schüler besteht keine Verpflichtung Türkisch zu lernen. Man kann sich freiwillig dafür entscheiden. Die Argumente von Schulleitern: Eine Matura im Fach Türkisch fördere die Integration und erleichtere türkischstämmigen Schülern den Zugang zu höherer Bildung.

Zur Methode der Umfrage heißt es von SOS Mitmensch, dass über 100 Schulen aus allen Bundesländern nach dem Zufallsprinzip kontaktiert wurden. 50 Direktoren haben Stellung genommen. Drei davon waren Vorarlberger.

Grüne sind dafür

Vahide Aydin, grüne Integrationssprecherin, sagt, sie halte es für sehr vorausschauend und klug, Türkisch als eine weitere Fremdsprache im Gymnasium und als Maturafach anzubieten. Es könnte der Wirtschaft dienlich sein, sagt sie: Vor allem in geschäftlichen Beziehungen sei es von Vorteil, bei Verhandlungen Mitarbeiter zu haben, die beide Sprachen beherrschen und beide Kulturen kennen. Es wäre auch ein schönes Zeichen der Wertschätzung, sagt sie.

SPÖ ist auch dafür

Gabi Sprickler-Falschlunger von der SPÖ findet Türkisch als Maturafach eine fantastische Idee. Immerhin sei Türkisch mittlerweile die zweithäufigste Umgangssprache im Land und die Türkei ein größerer Markt als etwa die französischsprechenden Länder.

ÖVP ist dagegen

Die angebotenen Sprachen an Höheren Schulen sind für Schullandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) ausreichend. Mennel warnt vor möglichen negativen Auswirkungen. " Fällt aus dem Fremdsprachen-Kanon eine Sprache heraus, so vermindert man die Wahl für viele andere Schülerinnen und Schüler". Ebenso gebe es schulorganisatorische Schwierigkeiten - auch in finanzieller Hinsicht.

Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP) sieht keinen Bedarf und fordert eine Konzentration auf Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit migrantischer Herkunft, „die dabei aktiv zu unterstützen sind.“ ÖVP-Klubobmann Roland Frühstück sagt, angesichts der aktuellen bildungspolitischen Herausforderungen sei es überflüssig, sich darüber Gedanken zu machen. .

Auch FPÖ sagt Nein

Ein Nein zur Türkisch-Matura kommt auch vom designierten Integrationssprecher der Freiheitlichen, Christoph Waibel. Es gelte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, und das sei das Erlernen der Landessprache Wenn man dem Argument der Grünen folgen würde, dass die Einführung der Türkisch-Matura für die wirtschaftlichen Interessen so wichtig wäre, dann wäre es deutlich vernünftiger, Sprachen, die für die Wirtschaft tatsächlich immer wichtiger werden - wie etwa Russisch oder Chinesisch - zu fördern, anstatt falsche Signale zu setzen, meint Waibel. Wichtiger sei es, den frühen Erwerb der deutschen Sprache durch Migrantenkinder zu fördern.

Türkisch als Freifach vorstellbar

Der Direktor des Bundesgymnasiums Feldkirch Schillerstraße, Georg Konzett, kann sich vorstellen, Türkisch als zusätzliches Freifach einzuführen, aber nicht als zweite lebende Fremdsprache, denn das berge Gefahren, so Konzett. Er hätte Angst, dass Türkisch dann nur von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gewählt und dann genau das Gegenteil erreicht würde: Ghettoisierung statt Integration. Und er sagt, er fände es schade, wenn türkischstämmige Schüler nur noch türkisch wählen würden und nicht eine der anderen angebotenen lebenden Fremdsprachen.

Am BG Feldkirch sind übrigens nur drei Prozent der Schüler türkischstämmig. An der HAK Bludenz ist der Anteil höher: Von gut 350 Schülern haben um die 50 türkische Wurzeln. Auch Direktor Johann Duregger kann sich Türkisch als Freifach vorstellen. Aber für ihn stelle sich die Frage, was dann mit anderen Kulturen zu tun sei, die auch im Land vertreten seien, wie etwa der russischen.

Eva Grabher von okay.zusammen leben ist klar für Türkisch als Maturafach. Die türkische Sprache nicht zu nutzen sei volkswirtschaftlich nicht klug.

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