„Das große Welttheater“ in Bildstein

Das Vorarlberger Landestheater hat am Mittwoch als letzte Premiere der laufenden Saison vor der Wallfahrtskirche in Bildstein „Das große Welttheater“ (1635) gezeigt. Das Werk von Pedro Calderon de la Barca vom Premierenpublikum begeistert aufgenommen.

Erstmals wählte das Vorarlberger Landestheater als Außenspielstätte Bildstein und zeigte auf dem Platz vor der barocken Wallfahrtskirche eines der bedeutendsten Werke der klassischen spanischen Literatur. Die Schöpfung - dargestellt und glänzend gesungen von Martina Gmeinder - spricht von ihrem Werk und überblickt dabei die Weite des Rheintals und die angrenzende beeindruckende Bergwelt. In der Rolle der Welt - „El Mundo“ - erweist sich Stephan Bieker mit seinem dezent augenzwinkernden Spiel, als sehr liebenswürdige und glaubhafte Figur. Beide Darsteller wurden vom Premierenpublikum mit Extraapplaus belohnt.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Video: Beitrag von Annette Raschner. Sie sehen Regisseur Michael Wallner, Komponist Markus Nigsch und Erwin Kräutler, Bischof und Prälat von Xingu, Brasilien.

Fragen nach dem Sinn des Lebens

Den einzelnen Figuren wird je eine Lebensrolle zugeteilt - Armer, Reicher, Bauer, König, Schönheit, Vernunft. Im Lauf des Spiels zeigt sich bei den meisten jedoch das Versagen bei der Hauptaufgabe des Lebens: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Die Figuren müssen von der Welt gehen, denn „zurück zur Wiege geht es nicht, alle Schritte führen zum Grab“. Sie hadern mit ihrem Ende und können doch nichts von dem mitnehmen, was ihnen im Leben so wichtig erschien: „Ach hätt’ ich doch ...“, so die Reuigen. Doch das letzte Gericht ist unerbittlich und jeder bekommt, was er verdient.

Das Werk von Pedro Calderon de la Barca hat noch keinen Staub angesetzt. Es ist nach wie vor sehr aktuell, stellt es doch die wesentlichen Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Werten und Moral. Verantwortlich für die Bildsteiner Fassung ist Michael Wallner, der auch eine wunderbare Regiearbeit vorlegt. Der Vorarlberger Markus Nigsch komponierte herrliche Musik für das Schauspiel- und Opernensemble - untermalend, akzentuierend und beschreibend. Die Tontechnik konnte die Verhältnisse einer Aufführung im Freien sehr gut ausgleichen und lieferte eine solide Leistung.

Weitere Vorstellungen

31. Mai sowie am 4., 7., 12., 13., 15., 17., 20. und 22. Juni jeweils um 20.15 Uhr auf dem Platz vor der Wallfahrtskirche Maria Bildstein. Bei Schlechtwetter wird in der Kirche eine szenische Lesung des Stücks angeboten.

Szenenbild von Cukrowicz Nachbaur

Die Architekten Cukrowicz Nachbaur (u.a. vorarlberg museum) sind verantwortlich für das Szenenbild. Sie setzen der Naturkulisse nicht viel entgegen, sondern spenden den Darstellern nur eine Menge von Europaletten, die sie spielerisch verwenden als Metapher für Bretter, die um die Welt gegangen sind. Ein kleiner Teil davon geht am Ende in Flammen auf.

Der Bildsteiner Pfarrer Paul Burtscher, dem Intendant Alexander Kubelka in seiner Begrüßung zuvor dankte, zeigte wenig Berührungsängste mit den Theaterschaffenden und wünschte sich, dass die Zuschauer nach dem Theaterbesuch noch über das Gesehene diskutieren und eine eigenen Antwort auf die Frage nach ihrer Rolle im Leben finden sollten.