„Bio kann nicht verordnet werden“

Die Bio-Landwirtschaft sei mehr als oberflächliche „Schrebergartenromantik“ - es gehe dabei um ein anderes Denken, das nicht einfach mit einem politischen Programm verordnet werden kann, sagte der Schweizer Biopionier Dienstagabend bei der Veranstaltungsreihe „Landwirtschaft verstehen“ im ORF.

„Was ist bei Bio anders?“ Das war Dienstagabend die zentrale Frage in der Veranstaltungsreihe „Landwirtschaft verstehen“ von der Bodenseeakademie zusammen mit dem ORF in unserem Publikumsstudio. Referent war der Biopionier Martin Ott vom kantonalen Landgut Rheinau in Schaffhausen.

Gleiche Denkweise wie Betriebswirtschaftslehre

Ott geht davon aus, dass die konventionelle Landwirtschaft gleich denkt wie die klassische Betriebswirtschaftslehre: Tiere, Pflanzen und der Boden sind einfach nur Sachen, Produktionsfaktoren wie in der Industrie eine Maschine, ein Standort oder eine Arbeitskraft. Um Ertrag abzuwerfen werden demzufolge Boden und Tiere ausgebeutet, deren Lebenszyklen werden immer kürzer, die Bodenfruchtbarkeit erodiert, so Ott.

Ott: Auf Kreisläufe der Natur achten

Biologische Landwirte hingegen versuchen laut Ott, die Kreisläufe der Natur, das Wesen von Kühen oder Pflanzen zu verstehen und angepasst an die Geographie des Standortes für die Erzeugung von Lebensmitteln nutzbar zu machen. Das sei ein konträrer Ansatz zu dem, was man konventionellerweise unter Landbewirtschaftung verstehe, erklärte Martin Ott im nahezu überfüllten ORF-Publikumsstudio Dienstagabend.

Politischer Druck hilft laut Ott nicht weiter

Erwartungsgemäß tauchte die Frage auf, ob man ein solches Denken mit einem politischen Programm wie Vorarlberg es mit Ökoland 2020 mit einer Verdoppelung der Biobauern versucht, verordnen kann? Das geht sicher nicht, antwortete Martin Ott, der selbst zwölf Jahr lang in der Politik tätig war.

Um die Ziele erreichen zu können braucht es nicht nur einen „bösen Hund“ hinter der Herde sondern vorne auch eine „gute Weide“. Und ich glaube, wenn man sich so ehrgeizige Ziele setzt wie eine Verdoppelung, dann braucht es wirklich beides, der „böse Hund“ wäre der Zwang und die „gute Weide“ wären gute Preise oder die gesellschaftliche Anerkennung. Nur mit politischem Druck könne die Biologisierung der Landwirtschaft aber nicht erreicht werden, so der Schweizer Biopionier Martin Ott.