Klimawandel trifft auch Vorarlberg

Mit einem Plus von 1,6 Grad hat sich der Klimawandel in Vorarlberg in den letzten 25 Jahren fast doppelt so stark ausgewirkt wie im weltweiten Schnitt. Trotz stagnierenden Zahlen in jüngster Zeit muss man sich auch hierzulande auf spürbare Folgen einstellen.

Vor kurzem wurde in Stockholm, der fünfte Bericht des Weltklimarates vorgestellt - mehr dazu in Einigung auf Kurzfassung des Weltklimaberichts. Darin wird von Wissenschaftlern bestätigt, was man auch als Laie spürt: Das Klima ändert sich, es wird stetig wärmer, Temperaturextreme vor allem nach oben nehmen zu, Gletscher verschwinden immer schneller.

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Im Video zu sehen: Klaus Zimmermann (inatura Dornbirn), Ernst Albrich (Arzt, Jäger), Walter Niederer (Naturschutzverein Rheindelta); Beitrag von Franz-Michel Hinteregger, Manfred Abel, Daniel Mathis

Klimaerwärmung im Alpenraum stärker

Seit 30 Jahren schnellt die Temperatur auf der Erde auffallend rasch in die Höhe. In Vorarlberg waren es in den vergangenen 30 Jahren fast zwei Grad. Im Alpenraum hat sich die Klimaerwärmung während der vergangenen 30 Jahre wesentlich stärker bemerkbar gemacht als im globalen Mittel. Während der CO2-Gehalt der Atmosphäre durch fossile Abgase während der letzten sechs Jahrzehnte kontinuierlich gestiegen ist, zeichnet sich bei den Temperaturen in Bregenz etwa ein starker Anstieg von 1985 bis 2007 ab, in den vergangenen sechs Jahren ist die Erwärmung jedoch auf hohem Niveau stehengeblieben.

Klimabericht Gletscher Alpenraum

ORF

Zimmermann: Veränderte Vegetation möglich

Bei einem weiteren Temperaturanstieg kann das empfindliche System sehr schnell kippen, weiß Klaus Zimmermann von der inatura in Dornbirn. Dann könne es nämlich schlagartig zu sehr großen Veränderungen in der Vegetation kommen, die man mit menschlichen Maßnahmen kaum mehr ausgleichen könne. Dann gehe es nämlich auch um die Ernährung von Mensch und Tier, die in Gefahr sei, wenn etwa Futterpflanzen nicht mehr wachsen.

Prognose: Silvretta-Gletscher schmelzen bis 2100

Im Unterschied zu den früheren Berichten des Weltklimarates, die zur Gänze aus Modellrechnungen abgeleitete Vermutungen enthielten, weiß man jetzt schon Genaueres darüber, wie sich die Klimaerwärmung tatsächlich auswirkt: Heiße Sommer und viele Hitzetage so wie heuer werden zur Normalität. Die Niederschlagssummen ändern sich kaum, aber die Verteilung übers Jahr wird extremer.

Für den Alpenraum wird im neuen Klimabericht eine Verdoppelung der Hitzebelastung im Sommer und weniger Schnee in tiefen und mittleren Lagen prognostiziert - die Gletscher der Silvretta werden demnach bis zum Jahr 2100 wegschmelzen. Insgesamt werden laut Prognose 90 Prozent der Alpengletscher verschwinden.

Experten: Kein Horrorszenario in Vorarlberg

Ein Horrorszenario, wie von manchen Naturschutzorganisationen gezeichnet, sehen die Experten für Vorarlberg aber nicht. Extreme Stürme haben zum Beispiel in den letzten drei Jahrzehnten nicht zugenommen und Überschwemmungen wie in den letzten Jahren hat es bereits vor Beginn der menschengemachten Klimaerwärmung gegeben.

Neue Tierarten vermehren sich

Naturbeobachter stellen aber schon jetzt unübersehbare Veränderungen in Flora und Fauna fest. So würde etwa die Holzbock-Zecken künftig in höheren Lagen anzutreffen sein, sagt Arzt und Jäger Ernst Albrich. Das habe auch für Wanderer Auswirkungen, da Zecken eben auch Krankheiten übertragen.

Neue Tierarten wie die mediterrane Wespenspinne oder der Storch vermehren sich und verdrängen heimische Tierarten. Im Naturschutz bedeute das möglicherweise auch ein Umdenken, erläutert Walter Niederer vom Naturschutzverein Rheindelta. Denn gewisse Arten, die man versuche zu schützen, könne man dann unter Umständen in zehn bis 20 Jahren gar nicht mehr im Land halten.

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