Raggal nimmt Flüchtlinge auf

Im Ferienheim „Tobelhaus“ in Raggal sollen im August etwa 25 Flüchtlinge aus aller Welt - vorübergehend - ein neues Zuhause finden. Zu diesem Zweck hat die Caritas das Tobelhaus angemietet.

Sendehinweis, Vorarlberg heute, ORF 2, 14.8.2013, 19 Uhr

Einige der neuen Bewohner sind eingetroffen. Sie flüchteten aus dem Iran und Tibet. Aus Angst möchten sie unerkannt bleiben. Caritas-Mitarbeiterinnen zeigen den Neuankömmlingen das Tobelhaus - neue Heimat auf Zeit. Als Willkommensgruß gibt es - nach alter Walser Tradition - Brot und Salz.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Ein Beitrag von Gernot Hämmerle, Tobias Becker und Ingo Hammerer. In Interviews: Gülsevin Akyokus, Flüchtlingsbetreuerin, Belinda Eiterer, Caritas, Hermann Manahl (Bürgermeister Raggal)

Die Flüchtlinge kommen erstmals nach vielen Monaten im Großen Walsertal zur Ruhe und sind dankbar dafür. Eine Frau sagt: „Seit ich hier bin, in diesem Haus, fühle ich mich sicher. Anders als in Tibet. Dort haben wir für ein freies Tibet gekämpft. Wenn sie uns erwischen, werden wir eingesperrt und gefoltert, vielleicht getötet“.

Eine andere Frau, sie ist auf dem Iran geflüchtet spricht kein Englisch, aber etwas Türkisch. Die türkisch-stämmige Flüchtlingshelferin der Caritas kann übersetzen.

Gebaut wurde das Tobelhaus als Ferienheim. Die Zimmer sind einfach und sauber. Es gibt Etagenduschen und WC für mehrere Parteien. Dass das Tobelhaus wieder als Flüchtlingsherberge zur Verfügung steht, dazu herrscht auf politischer Seite Einvernehmen und auch mit der Bevölkerung von Raggal.

Positive Aufnahme im Dorf

Die Nachbarschaft unterstützt das Anliegen und hat hier auch positive Erfahrungen aus der Vergangenheit. Das Tobelhaus war bereits im Rahmen der Bosnienaktion ab 1993 für längere Zeit ein schützendes Dach für Flüchtlinge gewesen und das in guter Nachbarschaft mit den Bewohnern im Dorf.

Für die Betreuung und Begleitung stehen zwei MitarbeiterInnen und ein Zivildiener zur Verfügung. „Wir wollen wieder ein offenes Haus sein und eine gute Nachbarschaft ist uns ein Anliegen“, betont Belinda Eiterer zuständige Stellenleiterin für die regionale Betreuung in der Region Bludenz. „Wir sind dankbar für alle Unterstützung und sind auch für die Anliegen der Nachbarschaft da.“

Nachbarschaftshilfe baut Brücken

Eine bewährte Form, miteinander in Begegnung zu kommen, ist das Projekt „Nachbarschaftshilfe“ der Caritas. Asylwerber, können auf diesem Wege einfache Hilfen im Haushalt und Garten erbringen und kommen mit der Bevölkerung in Kontakt. Neben der Aufbesserung des Taschengeldes sind die Menschen dankbar für die Begegnungen. „Der Kontakt und die Gespräche, wenn mitunter auch nur mit Händen und Füßen, geben den Menschen auf der Flucht etwas von ihrer Würde zurück und es bereichert auch uns“, sieht Belinda Eiterer in dem Projekte einen wertvollen Brückenbauer. Denn nach wie vor sieht das Gesetz keinen Zugang zum Arbeitsmarkt für Asylwerber vor, die raren Ausnahmen für Saisonierstellen kommen nur einigen wenigen zugute. Alle anderen sind zum Nichtstun gezwungen und das kann zermürbend sein.