Goldenes Verdienstzeichen für Schönborn

Die 93-jährige Eleonore Schönborn, Mutter von Kardinal Christoph Schönborn, ist am Dienstag in Bregenz mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet worden. Sie wurde für ihr vielfältiges Engagement in ihrem langen Leben geehrt.

Das Verdienstzeichen wurde Eleonore Schönborn von Ministerin Claudia Schmied (SPÖ) und Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) überreicht. „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Das trifft voll und ganz auf Sie zu“, stellte Schmied mit Verweis auf den Kardinal fest.

Als großes Vorbild gewürdigt

Die 1920 geborene Schönborn führte ein „sehr bewegtes Leben in einer sehr bewegten Zeit“ (Wallner). Laudator Manfred Getzner zeichnete die vielen Stationen im Leben der 93-Jährigen nach. Dazu gehörte als sehr prägende Erfahrung etwa die Vertreibung vom Familienschloss in der Tschechischen Republik im Jahr 1945. 1950 kam sie nach Vorarlberg und fand in Schruns im Montafon ihre neue Heimat.

In weiterer Folge arbeitete sie sich in der Textilfirma Getzner bis zur Prokuristin hoch, zog als erste Frau in die Schrunser Gemeindevertretung ein und engagierte sich im Pfarrgemeinderat. „Lore ließ sich einfach nicht unterkriegen“, sagte Getzner über die vierfache Mutter. Noch heute verfolge sie das Geschehen in ihrer Heimatgemeinde genau und kümmere sich um Menschen auf der Flucht, hieß es. Sowohl Wallner als auch Schmied würdigten Schönborn als „großes Vorbild“.

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Video: Stefan Krobath hat mit Eleonore Schönborn und ihrer Enkelin Anna gesprochen.

Rührende Dankesworte

Die Geehrte selbst sprach Dankesworte. In Vorarlberg sei sie zu Hause und werde auch dort sterben, „so Gott will“, meinte die 93-Jährige. Besonders gerührt zeigte sich Schönborn darüber, dass Bekannte und Freunde in Montafoner Tracht zur Ehrung gekommen waren, „für mich, die Zugereiste, das hat mich umgehauen“, freute sie sich.

Vielfältiger Einsatz

Schönborn setze sich aktiv für asylwerbende Menschen ein, beschreibt das Land Vorarlberg in einer Aussendung das Engagement Schönborns. In Schruns sind seit 2004 im Caritasheim „Maria Rast“ Flüchtlinge untergebracht. Ihr Engagement gehe aber noch weit über den Asylbereich hinaus. Schönborn habe sich im Heimatschutzverein Montafon, dem Trägerverein der Montafoner Museen betätigt. Auch in die Entwicklung der Montafoner Museen brachte sie sich sehr engagiert ein. Sie war von 1975 bis 1985 als erste Frau in der Gemeindevertretung Schruns tätig und arbeitete im Pfarrgemeinderat mit. Maßgeblich beteiligt war Schönborn auch bei der Gründung des Krankenpflegevereines 1986: 2008 wurde sie zum Ehrenmitglied ernannt.

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Lebenslauf Eleonore Schönborn

Eleonore Schönborn wurde am 14. April 1920 als jüngstes von vier Kindern in der tschechischen Stadt Brünn (tschechisch: Brno) geboren. Später übersiedelte die Familie nach Wischau (tschechisch: Vyskov), wo die Großeltern eine Zuckerfabrik betrieben. Ihr Vater wurde dort kaufmännischer Direktor. Im Alter von 22 Jahren heiratete Schönborn den adeligen Maler Hugo-Damian Schönborn (1916-1979), den sie als deutschen Wehrmachtssoldaten in Prag kennengelernt hatte. Fortan bewohnte sie die Burg Skalka nahe der tschechischen Stadt Leitmeritz (tschechisch: Litomerice), die ihrem Mann gehörte. Vor Ort kümmerte sich Schönborn um den landwirtschaftlichen Betrieb.

Im Jänner 1945 brachte sie ihren zweiten Sohn Christoph zur Welt, den späteren Wiener Erzbischof und Kardinal. Im Mai desselben Jahres wurde Eleonore Schönborn mit ihren beiden Kindern aus Tschechien vertrieben. Sie flüchtete zu Verwandten nach Breiteneich bei Horn (Niederösterreich). Nach dem Winter 1945/46 wanderte die Familie weiter nach Graz zur ältesten Schwester Eleonores. Eineinhalb Jahre später traf sie ihren Mann wieder, der im Oktober 1944 in Belgien zu den Engländern desertiert war. Später erhielt Schönborn Arbeit in Vorarlberg. Schruns im Montafon wurde ab 1950 für sie und ihre inzwischen vier Kinder zur neuen Heimat. Ihren Nachwuchs hat Schönborn weltoffen und international erzogen. Außer Kardinal Christoph Schönborn leben alle Kinder heute im Ausland. Ihr jüngster Sohn Michael ist Schauspieler und lebt in Berlin. Tochter Barbara lebt mit ihrer Familie in Frankreich und der älteste Sohn Philipp ist Künstler und Fotograf in München.

Eleonore Schönborn wurde im Jahr 1997 bereits mit dem Großen Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg geehrt.