Vorarlberg „hatte sehr großes Glück“

Vorarlberg sei bei den heftigen Niederschlägen „mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP). Hätte es noch zwei oder drei Stunden weiter geregnet, „hätte das zu einer Katastrophe geführt“. Größere Schäden seien derzeit nicht bekannt.

Die Aufarbeitung der Hochwasser-Einsätze der vergangenen Tage habe bereits begonnen, bis spätestens Ende Woche soll ein Überblick über die entstandenen Schäden vorliegen, sagte der Landeshauptmann bei einer Pressekonferenz. Bisher könne man aber sagen, dass hinsichtlich größerer Schäden nichts bekannt sei, sagte er Montagmittag.

In den vergangenen drei Tagen sind laut Wallner bei der Rettungs-und Feuerwehrleitstelle (RFL) 1.500 Alarmierungen eingelangt, die Hilfskräfte hatten 1.300 Einsätze zu absolvieren. Dabei leisteten 7.200 freiwillige Feuerwehrleute beim Auspumpen von Kellern, Verlegen von Sandsäcken und anderen Sicherungsmaßnahmen 19.000 Arbeitsstunden. Das Zusammenspiel habe hervorragend funktioniert.

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Video von Bernhard Stadler, Holger Weitze, Joachim Mark; zu sehen: Landeshauptmann Markus Wallner, Thomas Blank von der Abteilung Wasserwirtschaft, Erich Schwärzler.

Dank der Landesregierung an Helfer

Wallner dankte den Helfern offiziell im Namen der Landesregierung und kündigte gemeinsam mit Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler (ÖVP) an, dass man weiter in die Feuerwehren investieren werde. Darüberhinaus gebe es aber auch private Vorsorge, betonte Schwärzler.

Spendenkontonummer

Der ORF hat eine Sofort-Hilfsaktion für Hochwasseropfer in Österreich gestartet.

„ORF Hochwasserhilfe-Sofort“
Erste Bank BLZ 20111
Kontonummer 400-144-001/00

Eine Lehre aus den vergangenen Tagen sei, dass man für die Feuerwehren zusätzliche große Schlammpumpen anschaffen werde, sagte der Landesrat. Außerdem gelte es, das Sandsackmanagement zu überdenken. In den vergangenen Tagen hatte das Bundesheer in Koblach zentral für das ganze Land 15.000 bis 16.000 Sandsäcke für die Vorarlberger Feuerwehren abgefüllt.

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Video: Karin Stecher hat Betroffene gesprochen.

Land unterstützt Betroffene

Von der Landesregierung wird für Betroffene des Hochwassers Geld aus dem Katastrophenfonds ausgeschüttet, Anträge auf finanzielle Hilfe können bei der Agrabezirksbehörde Bregenz abgegeben werden. Bei der Agrarbezirksbehörde ist eine Hotline eingerichtet, unter der sich Geschädigte informieren können (Telefon: 05574 511 41005; Email: abb@vorarlberg.at).

Voraussetzung ist, dass es sich bei den Schäden es sich um nicht versicherte Schäden handeln muss und eine Schadensbehebung erfolgen muss. Die Schadensuntergrenze liegt bei 365 Euro. Betroffene sollten Schäden unbedingt noch vor dem Aufräumen dokumentieren (Fotos) und möglichst rasch die Beihilfenanträge über die Gemeinde an die Agrarbezirksbehörde stellen.

„Hochwasserschutz hat sich bewährt“

Wallner erklärte, dass sich die nach den Hochwasser-Situationen 1999 und 2005 gebauten Anlagen voll bewährt hätten. „Das war wichtig, um größere Schäden hintan halten zu können“, so Wallner. Man habe in den vergangenen Tagen auch gesehen, dass die Hochwasserschutz-Strategie greife und man die Prioritäten richtig gesetzt habe. „Die jährlich 30 Millionen Euro, die in Verbauungsprojekte investiert werden, sind gut angelegt“, betonte Schwärzler. Als nächstes gelte es, die Baumaßnahmen an den unteren Verläufen von Ill und Bregenzerach vorzuziehen bzw. durchzuführen.

Keller Wolfurt

Reinhard Mohr

Der ÖAMTC warnt davor, ein Auto selbst zu starten, wenn es unter Wasser war. Wenn der Motorraum eines Autos unter Wasser war, muss aus Sicherheitsgründen eine Abschleppung erfolgen, erklärt der Autofahrerverein.

Kälte und Schnee schützten

Thomas Blank von der Abteilung Wasserwirtschaft im Amt der Vorarlberger Landesregierung analysierte die Niederschlagsmengen und die Auswirkungen auf die Vorarlberger Gewässer. Demnach kamen im Norden Vorarlbergs in drei Tagen flächendeckend 150 bis 200 Liter pro Quadratmeter Regen zusammen, in einzelnen Gebieten sogar mehr. Einer der Spitzenreiter war die Dornbirner Bergparzelle Ebnit mit 240 Litern. 299 Liter Regen pro Quadratmeter gab es in Laterns.

Die Spitzen der Niederschlagsmengen seien mit den Werten der Hochwasserkatastrophe von 1999 vergleichbar gewesen, sagte Blank. Allerdings habe heuer die Kälte geholfen. Weil es in den oberen Regionen schneite, kamen zum Regen nicht noch gewaltige Mengen an Schmelzwasser hinzu. Die Abflussmengen beim Rhein und der Ill blieben doch deutlich hinter jenen von 1999 und 2005 zurück. Der Bodensee stieg in den vergangenen Tagen um 79 Zentimeter auf einen Pegel von 4,70 Meter an, das entspricht einem einjährlichen Hochwasser.

Züge fahren nicht, Wanderwege gesperrt

Durch die starken Regenfälle in den letzten Tagen wurden neben Straßen- und Autobahnen auch sämtliche Zugverbindungen lahmgelegt. Durch Erdrutsche und Überschwemmungen seien große Teile der Zugstrecke zwischen Vorarlberg und Wien derzeit nicht befahrbar, sagt ÖBB-Pressesprecher Rene Zumtobel.

So gebe es derzeit keine direkte Bahnverbindung nach Salzburg und München. Reisen nach Wien sollten verschoben werden, rät Zumtobel. Zudem gebe es auch im Raum Chiemsee größere Probleme, wodurch es zu längeren Sperren kommen könnte. Aktuelle Informationen zu den Änderungen im Bahnverkehr finden Sie bei den ÖBB .

Zahlreiche Wanderwege in Vorarlberg sind auch noch gesperrt. Im Bereich der Briedler Alpe in Hohenems etwa kommt es immer wieder zu größeren Hangrutschungen. Die Wander- und Mountainbike-Wege sind deshalb zwischen Emser Hütte und Gsohl-Älpele gesperrt.

Lauteracher  Ried

Reinhard Mohr

Auch Schweiz prüft weitere Schutzmaßnahmen

Die starken Niederschläge am Wochenende haben auch in der benachbarten Schweizer Gemeinde Widnau zu zahlreichen Überschwemmungen geführt. Obwohl die Feuerwehr schon Samstagfrüh mit Sandsäcken auf den ständig steigenden Pegel des Rheintal-Binnenkanals reagierte, konnte die Flutung zahlreicher Keller nicht verhindert werden. Nach Angaben der Feuerwehr waren insgesamt 150 Häuser betroffen. Inzwischen sind die größten sichtbaren Schäden aber bereits beseitigt, in Widnau herrschte Montagvormittag schon wieder Alltag. Nur das Mobiliar, das manche Bewohner vor dem Haus gelagert hatten, erinnerte noch an die bangen Stunden vom Wochenende.

Einsatzkräfte wie Feuerwehrleiter Marco Köppel arbeiteten drei Tage fast ohne Schlaf durch. Die Lage stand immer auf Messers Schneide, sagt Köppel, besonders am Binnenkanal. Auf vier Millionen Franken wird der Schaden in Widnau und in Berneck geschätzt. Dabei sei Widnau noch mit einem blauen Auge davon gekommen, sagte Christa Köppel, Gemeindepräsidentin von Widnau, gegenüber Radio Vorarlberg. Nach diesem Hochwasser werde man weitere Schutzmaßnahmen prüfen und dabei Erfahrungen von Betroffenen einbeziehen.