Volksschulinitiative holt Eltern mit ins Boot

Im Frühjahr haben Volksschullehrer eine Initiative für eine bessere räumliche, personelle und finanzielle Ausstattung der Volksschulen gebildet. Mit einer Unterschriftenliste sollen nun auch die Eltern mit ins Boot geholt werden.

Frühe Bildungsdefizite seien kaum wieder gut zu machen und die Volksschulen deshalb als frühe Bildungsinstitution eine der wichtigsten überhaupt - so argumentieren die Mitglieder der Volksschulinitiative. Die Initiatoren gehen nun einen Schritt weiter und wollen mit einer Unterschriftenliste die Eltern mit ins Boot holen.

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Im Video zu sehen: Bernd (Sprecher der Volksschulinitiative), Andrea Kramer (Caritas Vorarlberg); Beitrag von Bernhard Stadler, Manfred Abel, Christina Lachner

Dragosits: Zeit und Ressourcen als Problem

Es sei das erste Mal, dass Landeselternverbände und Lehrerschaft ein gemeinsames Anliegen vertreten, sagt der Sprecher der Volksschulinitiative, Direktor Bernd Dragosits. Die Situation selbst sei weniger erfreulich: Viele Kinder würden in der Volksschule nicht die Zeit, Betreuung und Qualität erhalten, die sie brauchen würden. Schuld daran seien aber nicht die Lehrer, sondern Strukturen und Ressourcen.

Prenn: Strukturen für gutes Arbeiten schaffen

Kein Wunder also, dass sich Landeselternverband, Familienverband und die Caritas nun ebenfalls für eine Aufwertung der Volksschulen stark machen. Leicht werde das nicht, meint Andreas Prenn, Obmann des Vorarlberger Familienverbands. Seiner Ansicht nach muss man Geld in die Hand nehmen und vor allem Strukturen und Rahmenbedingungen schaffen, die ein gutes Arbeiten der „sicher sehr guten Pädagogen“ ermöglichen.

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Andreas Prenn (Obmann des Vorarlberger Familienverbands) im „Vorarlberg heute“-Interview mit Martina Köberle

Wie Prenn am Mittwoch im „Vorarlberg heute“-Interview mit ORF-Moderatorin Martina Köberle erklärte, müsse man sich darüber im Klaren sein, dass der wesentlichste Grundstein für Bildung im Kindergarten und in den ersten Bildungseinrichtungen gelegt werde. Und genau hier ortet er Verbesserungspotential: In den Volksschulen seien mehr Personal, bessere Strukturen und bessere räumliche Bedingungen vonnöten. Denn eine Volksschule wie zu seiner Zeit gäbe es in der Form nicht mehr, verdeutlichte Prenn. Der Unterschied zwischen den Kindern, die in die Volksschule kommen, sei viel größer. Damit hier Chancengleichheit gewährt werde, brauche es mehr Ressourcen.

„Bund nicht aus der Pflicht nehmen“

Als vordringlichste Maßnahmen nennt Prenn eine größere Durchlässigkeit und mehr Lehrkräfte in der Eingangsstufe. Letztlich brauche es sicherlich mehr qualifiziertes Personal – aber man könne sich auch hier behelfen: Wenn man verschränkten Unterricht wirklich lebe, könne auch mal ein Sportunterricht am Nachmittag von jemandem aus dem Sportverein oder die Früherziehung von jemandem aus der Musikschule durchgeführt werden.

Prenn glaubt, dass das Land viel verändern kann und dies auch wolle. Den Bund will er aber nicht außer Acht lassen „und schon gar nicht aus der Pflicht nehmen“.

Kramer: Guten Grundstock vermitteln

Für die Caritas ist Bildung der Schlüssel, um Armut vorzubeugen. Ein Viertel der 25- bis 64-jährigen Vorarlberger seien frühe Bildungsabbrecher - das sei der höchste Wert in ganz Österreich, sagt Andrea Kramer von der Caritas. Um zu vermeiden, dass Bildungsarmut weiter vererbt werde, sei die solide Volksschulbildung unverzichtbar. Wenn hier ein guter Grundstock vermittelt werde, seien die Voraussetzung für selbstbewusste und kritische Bürger gegeben, so Kramer.

Unterschriftenaktion für Eltern im Internet

Damit auch die Eltern erkennen, dass sie sich für die Bildung ihrer Kinder stark machen können, laufe ab sofort eine Unterschriftenaktion im Internet, sagt Andrea Wiedemann vom Landeselternverband.

Auf ein Unterschriftenziel wollen sich die Initiatoren nicht festlegen. Die inhaltlichen Ziele sind ihnen wichtiger - und die wären: mehr Platz und ausgebildetes Personal für einen ganztätigen und verschränkten Unterricht, zwei Lehrpersonen pro Klasse in den ersten und zweiten Schulstufen und mehr flexible Stundenkontingente pro Schulstandort.

In diesem Punkt bewegt sich schon etwas: Das Land sei bereit, ab Herbst die Stunden aus eigenen Mitteln aufzustocken, sagt Dragosits. Im nächsten Finanzausgleich müsse nun aber auch der Bund nachziehen.

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