Messepark-Erweiterung wirft Schatten voraus

Die verzögerte Erweiterung des Dornbirner Einkaufszentrums Messepark zeigt bereits Auswirkungen: Betreiber kleinerer Projekte klagen laut Wirtschaftspresseagentur.com, dass interessierte Handelsgeschäfte als Mieter zögern würden.

Dass das Interesse an den Handelsflächen im erfolgreichsten Einkaufszentrum Österreichs sehr groß ist, ist kein Geheimnis. Seit 2007 ist bekannt, dass es erweitert werden soll. Doch einen Zeitplan für die Erweiterung gibt es offiziell nach wie vor nicht. Messepark-Geschäftsführer Burkhard Dünser erklärte in einem Interview im Februar 2013, dass für heuer noch nichts geplant sei. Und auch im Büro von Wirtschaftslandesrat Karlheinz Rüdisser (ÖVP) erklärte dessen Büroleiter Wolfgang Kolbe, dass nach wie vor keine Pläne für die Erweiterung vorliegen würden.

Zubau auf Stelzen

Das Ausbauvorhaben sieht die Erweiterung des Gebäudes beim Parkplatz Ost in Richtung Panoramahaus vor. Auf den insgesamt 5.000 Quadratmeter zusätzlichen Flächen sollen sowohl Gastronomie, Kinderbetreuung und Dienstleister als auch Handelsanbieter angesiedelt werden.

Der Zubau soll auf Stelzen errichtet werden, dazu kommt eine neue Tiefgarage. Der Messepark verfügt über einen gültigen Baubescheid, der ihm 17.500 Quadratmeter an Handelsflächen zugesteht, davon sind etwa 16.300 Quadratmeter aktuell genützt. Die reinen Handelsflächen würden also um etwa 1.200 Quadratmeter zunehmen.

Einkaufshaus auf Warteposition

Diese in Schwebe befindliche Erweiterung ist ein maßgebliches Thema bei anderen Projektbetreibern. Ein Beispiel für einen davon betroffenen Projektbetreiber ist der Dornbirner Architekt Anton Fink, dem unter anderem das innerstädtische Kaufhaus „Stadtmarkt“ in Nachbarschaft des Hotels Martinspark in Dornbirn mehrheitlich gehört. Fink plant zwischen dem „Stadtmarkt“ und dem auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindlichen Sutterlüty-Standort die Errichtung eines kleinen Kaufhauses mit rund 2.000 Quadratmeter Handelsflächen auf drei Geschossebenen (Adresse: Schulgasse 34).

Eigentlich wäre der Baubeginn für den Herbst 2013 geplant. Doch wie Fink gegenüber der Wirtschaftspresseagentur.com erklärte, sei dies nunmehr offen. „Potenzielle und für einen Innenstadt-Standort geeignete Mieter warten mit ihren Entscheidungen, ob sie bei uns einziehen, ab. Das hängt direkt mit der geplanten Messepark-Erweiterung zusammen“, so Fink.

Innenstadtgeschäfte wollen abwandern

Nach Ansicht von Fink ist jede Erweiterung des Messeparks schädlich für die Innenstadt. Die negativen Auswirkungen von Einkaufs- oder Fachmarktzentren an der Peripherie für die jeweiligen Innenstädte seien mehrfach bewiesen. Man müsse jedoch zur Kenntnis nehmen, dass eine bestimmte Erweiterung bereits rechtskräftig zugestanden wurde.

Aber: „Ich starte mit meinem Projekt in der Innenstadt nicht, solange ich nicht von der Politik eine Garantie dafür bekomme, dass der Messepark letztendlich nicht doch mehr Handelsflächen bauen darf, als ihm jetzt schon bewilligt wurden. Denn in diesem Fall würde sich eine solche Investition in der Innenstadt einfach nicht rechnen“, so Fink. Er wolle ein für die Innenstadt stimmiges Sortiment in seinem Einkaufshaus ansiedeln, das für Frequenz sorge. Welche Auswirkungen eine Erweiterung des Messeparks hätte, lasse sich schon allein von dem Umstand ableiten, dass es Handelsunternehmen in der Innenstadt gebe, die nach einer Erweiterung gerne in den Messepark ziehen würden - und ihren Innenstadtstandort in der Folge schließen, so Fink. Wenn die Politik belebte Innenstädte wünsche, dann müsse man auch entsprechende Entscheidungen klar treffen.

Lustenau: Baubeginn verschoben

Nicht weit entfernt vom Messepark ist das im Ortszentrum vom Lustenau geplante kleine Einkaufszentrum „Kaiserpark“. Doch der ursprünglich für den Winter 2012/13 angekündigte Baubeginn für das Projekt mit rund 3.500 Quadratmeter Verkaufsflächen ist nach Angaben von Projektbetreiber Christoph Gerster nunmehr offen.

Mit Deichmann Schuhe und C&A habe man zwar bereits zwei Ankermieter auf 1.100 Quadratmeter fix an Bord. Nunmehr benötige man jedoch noch zwei große Mieter für weitere insgesamt 900 Quadratmeter, dann könne der Startschuss erfolgen. Doch diese beiden Mieter seien derzeit nicht wirklich in Sicht, so Gerster. „Mehrere ernsthafte Interessenten haben in letzter Minute abgesagt und zeigen sich plötzlich abwartend“, so Gerster. Er schließt jedoch einen Zusammenhang mit der verzögerten Messepark-Erweiterung aus.

Innerstädtische Standorte wesentlich teurer

Für ihn gebe es einen anderen klaren Grund für die Probleme, das Projekt im Ortszentrum endgültig auf Schiene zu bringen. Und das seien die für den Bau eines innerstädtischen Handelsstandortes deutlich höheren Kosten im Vergleich zu Projekten auf der grünen Wiese oder am Ortsrand. „Man verlangt von uns verdichtete Bauweise in die Höhe und eine Tiefgarage, da man verständlicherweise im Ort nicht unzählige Quadratmeter für Parkplätze verbauen möchte. Aus Wettbewerbsgründen können wir diese Tiefgarage nicht kostenpflichtig machen, denn bei anderen Einkaufszentren oder Fachmarktzentren kann auch überall gratis geparkt werden. Deshalb müssen unsere eingemieteten Handelsgeschäfte diese Tiefgarage mitfinanzieren und das verteuert die Miete. Die Interessenten verweisen darauf, dass sie solche Kosten bei anderen Standorten, etwa bei Einkaufszentren oder den Fachmarktzentren, nicht mitfinanzieren müssen“, so Gerster.

Der „Kaiserpark“ hänge also jetzt davon ab, ob es gelinge, Handelsgeschäfte zu finden, die für den Reiz eines fußläufig erreichbaren innerörtlichen Handelsstandortes mit Gratis-Tiefgarage bereit sind, eine etwas höhere Miete zu bezahlen. Oder aber die öffentliche Hand finanziere die Tiefgarage mit, damit der Standort konkurrenzfähig betrieben werden kann. „Das ist keine Kritik an der Gemeinde Lustenau, sondern generell an der Situation in Vorarlberg. Wenn die Politik die Innenstädte beleben will, dann müssen die dortigen Handelsstandorte gegenüber den Fachmarktzentren oder den Einkaufszentren am Ortsrand die gleichen Chancen erhalten“, sagt Gerster.

Spekulation über verzögerte Messepark-Erweiterung

In Dornbirn und in der Vorarlberger Handelslandschaft blühen unterdessen die Spekulationen über die wahren Hintergründe für die immer wieder verschobene Erweiterung des Messeparks. Den offiziellen Angaben der Betreiber, es müssten noch statische und logistische Fragen rund um die Besucherströme beim Umbau geklärt werden, schenkt man in der Zwischenzeit keinen Glauben mehr. Denn für die Klärung solcher Fragen brauche man nicht mehrere Jahre, zeigen sich Bauexperten überzeugt. Der schwierige Bauuntergrund im Rheintal sei bekannt, und immerhin wurde ja auch das ungleich größere Panoramahaus gleich neben dem geplanten Erweiterungsbau vom nahezu gleichen Projektbetreiber zügig errichtet. Und auch andere Einkaufszentren seien schon während des laufenden Betriebes umgebaut worden, sagen Handelsfachleute.

Bei dem Messepark-Betreiber/Eigentümer handle es sich ja nicht um einen kleinen Familienbetrieb, sondern um die Spar-Miteigentümerfamilie Drexel. Mit der milliardenschweren Spar-Gruppe und dem dazugehörenden EKZ-Entwickler SES im Hintergrund sollte es ein Leichtes sein, diese Fragen in angemessener Zeit zu klären, sind Insider überzeugt.

Link:

Kritik an geplanter Messepark-Erweiterung (25.4.12)