Bernhard will Arbeitszeiten für Ärzte verbessern

Es gelte, „alles zu tun“ für bessere Arbeitszeiten der Ärzte in Vorarlbergs Krankenhäusern, sagte Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (ÖVP) Mittwoch in „Vorarlberg heute“. FPÖ-Klubobmann Dieter Egger warf dem Land vor, dass die Überprüfungskommission für Landesbedienstete abgeschafft werde.

Wochen mit 96 Arbeitsstunden und ähnliches gelte es künftig zu vermeiden, sagte Bernhard. Es müssten alle Maßnahmen gesetzt werden, um in Vorarlbergs Krankenhäusern für normale, mit der Intention des Gesetzgebers vereinbare Arbeitszeiten zu sorgen. Die Krankenhäuser seien moderne Gesundheitsbetriebe, keine Galeerenschiffe.

Einen Grund für den Personalmangel, der wiederum ein Grund für die langen Arbeitszeiten der Ärzte ist, sieht Bernhard in der demographischen Entwicklung, die erst an ihrem Beginn stehe. Durch sie sei der „Nachschub“ an Ärzten nicht mehr so reichhaltig wie früher. Auch die Nachbarstaaten kämpften mit ähnlichen Problemen.

Egger: „Frustration, nicht Motivation“

Dieter Egger seinerseits warf dem Land vor, dass in Sachen Behebung des Ärztemangels immer wieder kontraproduktive Dinge geschähen. Das Land habe etwa, um Ärzte anzuwerben, ein attraktiveres Gehaltssystem geschaffen, was auch begrüßenswert sei. Nun schaffe aber das Landesbedienstetengesetz die Überprüfungskommission ab, die für Einstufungen bzw. Rückstufungen zuständig sei. Damit nehme sie den Landesbediensteten und damit auch den Ärzten ihre unabhängige Stelle für Berufungen. Das sorge für Frustration, nicht für Motivation.

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Video: Bernhard und Egger zu Gast bei Christoph Waibel in „Vorarlberg heute“

Anzeige wegen Dienstzeitüberschreitung

Wegen „enormer Überschreitungen der Wochenarbeitszeit“ am Krankenhaus Bregenz hat das Arbeitsinspektorat Bregenz die Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) angezeigt. Dies berichteten die „Vorarlberger Nachrichten“ vergangenen Samstag - Spitalsärzte arbeiten zu viel: KHBG winkt Geldstrafe.

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) erklärte, er wolle die Arbeitszeitüberschreitungen nicht dulden: Wallner will Überbelastung in Spitälern nicht dulden

Überlaufene Ambulanzen: Arbeit statt Bereitschaft

Das Arbeitsinspektorat hatte die Krankenhausbetriebsgesellschaft angezeigt, weil die Wochenarbeitszeiten am Krankenhaus Bregenz „enorm“ überschritten worden seien.

Ein Problem in Sachen Ärztearbeitszeit ist laut Elisabeth Martin vom Arbeitsinspektorat Bregenz, dass die durch das Krankenanstaltengesetz erlaubten bis zu 26 Stunden Arbeitszeit nicht am Stück konsumiert werden dürften. Das werden sie jedoch, hieß es gegenüber dem ORF Vorarlberg auch von Ärzten. Waren die 24 Stunden-Schichten ursprünglich reine Bereitschaftsdienste, komme es durch die vielen Patienten, die auch wegen Kleinigkeiten rund um die Uhr ins Krankenhaus gehen, inzwischen zu dauerhaften Belastungen, nicht nur bei Turnusärzten.

Ärzte sehen Politik gefordert

Spitalsärztesprecher Hermann Blassnig sagt, auch die Fachärzte würden nicht noch mehr arbeiten können. Die Organisation ganzer Abteilungen gehöre geändert, und die ungezügelte Frequentierung der Ambulanzen bei Tag und bei Nacht gehöre abgestellt. Es sei Sache der Politik, daran zu arbeiten.

Eine Strukturreform könnte in einem halben Jahr locker umgesetzt werden, sagt Markus Kohler, Betriebsratsvorsitzender am LKH Feldkirch. Die eine Möglichkeit wäre ein anderes Arbeitszeitmodell, die andere, wie Kohler sagt hypothetische, wäre mehr Personal.

Simon Mayer, Sprecher der Turnusärzte, sieht sich und seine Kollegen inzwischen an der Grenze der Belastbarkeit. Die Situation sei „bis zu einem gewissen Grad den Patienten gegenüber noch verantwortbar“, er glaube nicht, dass die Versorgung schlecht sei. Dennoch brauche es für gewisse Bereiche schnelle Lösungen.

Weitere Schwerpunktkontrollen

Gerald Fleisch, Direktor der Krankenhausbetriebsgesellschaft, wollte sich Mittwoch nicht zum Thema äußern. Er hat in einer Woche einen Termin beim Arbeitsinspektorat, das weitere Schwerpunktkontrollen angekündigt hat.

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Video: Stefan Krobath hat mit Elisabeth Martin, Hermann Blassnig, Markus Kohler und Simon Mayer gesprochen.