Schwarzgeld-Ermittlungen gegen Martin Keßler

Dem Leiter des Olympiamodells, Martin Keßler, wird vorgeworfen, Schwarzgeld gehortet zu haben. Er hat derzeit Hausverbot im Landessportzentrum. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen.

Keßler wird vorgeworfen, Einnahmen von Lauftests nicht ordnungsgemäß verbucht zu haben, berichteten die „Vorarlberger Nachrichten“ am Mittwoch. Angezeigt wurde Keßler vom Geschäftsführer der Sportservice GmbH, Martin Schäffl, der für die Anmietung von Personal zuständig wäre. Demnach soll Keßler für die Durchführung von Lauftests zusätzliches Personal angemietet haben - eine Aufgabe, die gar nicht in seinen Bereich fällt. Er soll dieses Personal schwarz bezahlt haben.

Keßler hat Hausverbot im Landessportzentrum erhalten und alle Schlüssel abgeben müssen.

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Im Video zu sehen: Siegi Stemer (Sportlandesrat, ÖVP); Beitrag von Thomas König, Holger Weitze, Gernot Kutzer

Stemer: „Prüfungen veranlasst“

Sportlandesrat Siegmund Stemer (ÖVP) zeigt sich über die Vorwürfe überrascht. Er habe davon nichts gewusst. Wie Stemer gegenüber Radio Vorarlberg erkälrte, habe die Staatsanwaltschaft die Sachverhaltsdarstellung bekommen. Überdies sei eine dienstrechtliche Prüfung im Gange. Ebenso würde die gesellschaftsrechtliche Konsequenz überprüft: Eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sei eingeschaltet worden, um die Sachverhalte mit der Handkassa und mit der Gebahrung unter die Lupe zu nehmen.

Laut Stemer gelte es, so schnell wie möglich alles aufzuklären. Wenn alle Fakten auf dem Tisch seien, müsse es auch Konsequenzen geben.

Stemer führt aus, dass Sportservice-Geschäftsführer Schäffl die Anzeige ohne vorherige Absprache mit ihm vorgenommen habe. Zwar habe er wenige Stunden zuvor ihm gegenüber gewisse Bedenken geäußert - konkret sei er aber nicht geworden. Weniger Stunden später sei schließlich diese ihm völlig unbekannte Handkassa aufgefunden worden, so Stemer.

Rechnungshof kritisierte unklare Zuständigkeiten

Durch die Umsetzung des Sportkonzepts wurden beim Sportservice immer mehr Dienstleistungen angefragt und daher musste offenbar schon seit zwei Jahren auch immer wieder Personal zusätzlich angemietet werden, vor allem für die Lauftests. Die Entlohnung dieses Personals wurde zumindest teilweise schwarz über eine spezielle Handkassa erledigt. Woher und warum das Sportservice eine Handkassa überhaupt hat, ist derzeit ungeklärt. Aber zumindest sollen in der Handkassa Ein- und Ausgänge schriftlich festgehalten worden sein. Es dürfte sich also nicht um persönliche Bereicherung handeln, die Vorgangsweise entspricht aber auch nicht einer ordentlichen Geschäftsgebarung.

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Audio: ORF Vorarlberg-Sportchef Thomas König im Gespäch mit David Breznik über die Vorfälle.

Frage der Zuständigkeit offen

Offen ist die Frage der Zuständigkeit: In der Anzeige wird Keßler nicht als Beschuldigter benannt, er soll aber die Schwarzzahlungen initiert haben. Jedoch: Für Personalanmietung und Gehaltszahlungen war nicht Keßler, sondern Schäffl als Geschäftsführer zuständig.

Sausgruber legte Veto gegen Keßler ein

Ursprünglich war Keßler als Sportservice-Geschäftsführer vorgesehen, ehe der damalige Landeshauptmann Herbert Sausgruber wegen der Dopingvorwürfe gegen ihn sein Veto eingelegt hat und somit Schäffl den Job bekommen hat. Landesrat Stemer erkärt im ORF-Interview, er könne nicht ausschließen, dass gerade in den letzten drei Wochen persönliche Differenzen zwischen den beiden spürbar gewesen seien.

Kritik von Rechnungshof im Vorjahr

Der Rechnungshof kritisierte bereits im Vorjahr die unklaren Zuständigkeiten beim Sportservice - so ist Schäffl etwa nie auf die wöchentlichen Jours-fixes mit Stemer und Keßler eigeladen worden.
Fakt ist auch, dass Stemer ursprünglich Keßler als Sportservice-Leiter wollte, ehe der damalige Landeshauptmann Herbert Sausgruber (ÖVP) wegen der Dopingvorwürfe gegen Keßler sein Veto eingelegt hat.

Keßler und Schäffl wollten zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen.