Betrugsprozess: Seidl beschuldigt Partner

Am vierten Prozesstag wurde die Anklage gegen den mutmaßlichen Millionenbetrüger Michael Seidl erweitert. Dem Ex-Geschäftsführer der Finanzgruppe (Money Service Group) werden neben schwerem gewerbsmäßigen Betrug nun auch falsche Verdächtigungen vorgeworfen.

Der Angeklagte Michael Seidl machte in der ersten Verhandlungswoche am Landgericht Vaduz seinen Geschäftspartner für das Verschwinden von Anleger-Geldern verantwortlich. Der Richter ermahnte Seidl, dass falsche Beschuldigungen Folgen hätten. Seidl antwortete, das sei ihm bewusst.

Der Geschäftspartner sagte dann am Donnerstag als Zeuge vor Gericht aus. Er wies die Beschuldigung Seidls zurück. Er habe ausschließlich im Auftrag Seidls Gelder an dessen Stiftung überwiesen. Das Geld ist unauffindbar.

Anklage wird erweitert

Das Liechtensteiner Volksblatt berichtet am Freitag in seiner Online-Ausgabe, dass die Anklage daraufhin ausgeweitet wurde. Die Staatsanwaltschaft stellte am Freitag den Antrag, Michael Seidl zusätzlich des Verbrechens der falschen Verdächtigung (Strafrahmen: sechs Monate bis fünf Jahre Haft) anzuklagen. Hauptvorwurf bleibt der gewerbsmäßige schwere Betrug an 44 Anlegern mit einem Gesamtschaden von 30 Millionen Euro.

Verträge mit sich selbst abgeschlossen

Seidl wird beschuldigt, einen Teil der Anlegergelder über fiktive Solarparks veruntreut zu haben, einen Teil über Fonds.15 Millionen an Investoren-Geldern soll der Angeklagte über seine Hermes Beteiligungs-Fonds in den Sand gesetzt haben.

Statt Unternehmen mit Darlehen zu versorgen, sei das Geld in einer Stiftung Seidls verschwunden, so die Anklage. Richter Bauer versuchte, Geldtransfers nachzuzeichnen. Dabei stellte sich heraus, dass Seidl u.a. mit sich selbst Verträge abgeschlossen hatte. Der Angeklagte gab die doppelten Unterschriften zu.

Seidl bekennt sich nicht schuldig

Ob er Fehler eingestehen könne, fragte der Richter. Seidl antwortet wörtlich: „Ich möchte einmal grundsätzlich vorausschicken, dass mir die ganze Angelegenheit leid tut, unabhängig davon, ob mich selbst ein Verschulden trifft“. Seidl hat wiederholt die Vorwürfe bestritten. Bisweilen spricht der Angeklagte von Fehlern, die ihm unterlaufen seien.

Etwa habe er gegenüber Anlegern Investitionen bestätigt, die in Wahrheit nicht zustande gekommen seien, so der 41-jährige Deutsche. Seidl hat in Liechtenstein Wohnsitz und Stiftungen. Auch in Herisau in der Schweiz unterhielt Seidl eine Firma unter dem Namen Samiv AG, die mittlerweile Konkurs angemeldet hat.

Die Prozess in Vaduz ist auf 15. Oktober vertagt. Als Zeugen sind Rennsportlegende Niki Lauda und Ex-Skirennläufer Harti Weirather geladen. Beide geben an, von Seidl um jeweils rund vier Millionen Euro betrogen worden zu sein.

Gegen Seidl laufen weitere Verfahren in der Schweiz, wo es um 50 Millionen Euro und mindestens 2000 Anleger geht. In Deutschland laufen Erhebungen gegen den ehemaligen Vermögensberater. Eine Vorarlberger Rechtsanwaltskanzlei vertritt an die 150 Anleger aus Österreich, Deutschland und der Schweiz.

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