Polizei entscheidet über Transport in Psychiatrie

Allein in Bregenz muss die Polizei pro Jahr rund 250 Mal ausrücken, weil ein Mensch vollständig die Nerven verliert. Seit zwei Monaten können die Polizisten zumindest in der Nacht keinen Arzt mehr hinzuziehen - und entscheiden alleine über den Transport in die Psychiatrie.

Rund 250 Mal im Jahr muss die Polizei in Bregenz ausrücken, weil ein Mensch vollständig die Nerven verliert und dabei soweit geht, andere Menschen akut zu bedrohen oder ankündigt, sich sich selbst umzubringen.

Bisher konnte in solchen Situationen ein Arzt hinzugezogen werden. Der hat dann beurteilt, was mit dem Menschen, der für sich selbst oder andere eine Gefahr darstellt, passieren soll. Seit zwei Monaten kommt - zumindest in der Nacht - jedoch kein Arzt mehr zu den Menschen nach Hause.

Entlohnung für Ärzte zu wenig

Um die 80 Euro haben Bregenzer Ärzte erhalten, wenn sie in der Nacht für mehrere Stunden zu solchen eigentlich immer sehr schwierigen Einsätze gerufen wurden. Das sei aber zu wenig, sagt der Sprecher der praktischen Ärzte in Bregenz, Rudolf Brugger.

Arzt muss Entscheidung treffen

Um jemanden in die Psychiatrie einzuweisen, muss der betroffene Mensch psychisch krank sein, andere oder sich selbst akut gefährden und nicht in anderer Weise versorgbar sein, so schreibt es das Gesetz vor.

Da Exekutivbeamte das nicht entscheiden können, müssen sie - wenn nachts kein Arzt zur Verfügung steht - den Betroffenen in die Psychiatrie in Rankweil bringen, wo sein Zustand von einem Facharzt beurteilt wird.

Schwierig für Polizisten und Betroffene

Für den Bregenzer Inspektionskommandanten Heinrich Metzler ist das schwierig - für die Betroffenen selbst und oft gefährlich für die Polizisten. Auch für den Stadtarzt von Bregenz, Michael Stockreiter, ist die derzeitige Situation bedenklich. Das gelte besonders für die Betroffenen selbst.

Landesweite Lösung gefordert

Nicht nur in Bregenz gebe es dieses Problem, sagt der Bregenzer Ärzte-Sprecher Brugger. Er forte eine landesweite Lösung und sieht damit die Landesregierung am Zug, eine Lösung mit den Ärzten auszuverhandeln. Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (ÖVP), der derzeit im Urlaub ist, versichert, dass bis Herbst an einer Lösung gearbeitet werde, die für alle tragbar sei.