„Solaris“: Viel Applaus für Eröffnungspremiere

Mit der Uraufführung der Science-Fiction-Oper „Solaris“ haben die Bregenzer Festspiele am Mittwoch die Saison eröffnet. Das Werk des deutschen Komponisten Detlev Glanert wurde am Premierenabend mit viel Applaus und Bravo-Rufen für alle Beteiligten gefeiert.

Das Auftragswerk basiert auf dem gleichnamigen Roman des polnischen Philosophen und Autors Stanislaw Lem, der mit dem 1961 erschienenen Zukunftsroman in der damaligen Sowjetunion "zum Objekt einer Massenverehrung” wurde, wie er 1968 selbst stolz verkündete.

Der Text wurde bereits häufig für Bühne und Kino - unter anderem von Steven Soderbergh mit George Clooney in der Hauptrolle - bearbeitet. Doch Glanerts Opernfassung wird von Sängern, Regie und musikalischer Leitung gleichermaßen als „absoluter Glücksfall“ gefeiert.

Szenenbild "Solaris"

Bregenzer Festspiele / Karl Forster

„Solaris“ spielt in einer Raumstation nahe dem Planeten Solaris, auf der merkwürdige Dinge vor sich gehen

Besuch von Geistern aus der Vergangenheit

Erzählt wird die Geschichte des Psychologen Kris Kelvin (Dietrich Henschel), der auf eine Raumstation entsandt wird, die den Planeten Solaris umkreist - und auf der seltsame Dinge geschehen. Denn zur regulären Besetzung der Station gesellen sich ungebetene Gäste in Form von Geistern aus der Vergangenheit, mit denen sich die Crew auf unterschiedliche Weise arrangieren muss.

Kelvin wird auf diese Weise wieder mit seiner toten Frau Harvey (Olga Pasichnyk) konfrontiert, und erliegt, trotz seiner anfänglich fast manischen Versuche, die Phantasmen wissenschaftlich zu erklären, schließlich den irrationalen Gefühlen. Denn Solaris, so stellt sich heraus, kann die Träume und Alpträume, die Sehnsüchte und Ängste der Menschen materialisieren. Für Kelvin stellt sich damit die Frage nach der Mitschuld am Selbstmord Hareys.

Szenenbild "Solaris"

Bregenzer Festspiele / Karl Forster

Der rationale Wissenschaftler Kelvin unterliegt immer mehr seinen Gefühlen

„Abhandlung über die Unfähigkeit, zu kommunizieren“

„Es handelt sich bei diesem Stoff um eine sehr spannende, poetische und philosophische Abhandlung über unsere Unfähigkeit zu kommunizieren,“ beschreibt Glanert Lems Roman. Kernaussage sei für ihn, dass die Menschen „das Fremde immer nur mit den Kriterien beurteilen können, die in uns selbst verankert sind“, so der mehrfach preisgekrönte Komponist.

Glanerts Musik zu „Solaris“ schillert in vielen Farben, enthält ebenso intensive komische wie lyrische Momente und wird in einem Chor – der oft auch a capella zu hören ist – achtstimmig aufgefächert. Durchwegs tonal gehalten, verführt diese Musik mit etlichen Ohrwürmern, um im entscheidenden Moment eine düster strahlende Magie zu entfalten.

Hinweis

Detlev Glanerts Oper „Solaris“ ist noch am 22. Juli um 11.00 Uhr und am 25. Juli um 19.30 zu sehen.

Die Kafka-Dramaturgie

In einem schlichten und vielseitig veränderbaren Bühnenbild von Agostino Cavalca inszenieren Moshe Leiser und Patrice Caurier nach einem Konzept, das sie als „Kafka-Dramaturgie“ bezeichnen: Alles beginnt ganz normal, um immer absurdere Züge anzunehmen. So soll sich für die Besucher ein Sog entwickeln, der sie in die Geschichte einer tiefen Liebe zieht.

Das Publikum am Premierenabend zeigte sich beim Applaus einhellig begeistert: Viel Beifall ernteten nicht nur Solisten, Chor und Orchester, sondern vor allem der Komponist der Oper.

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