Casino-Pechvogel: Prozess erneut vertagt

Der Zivilprozess um einen mutmaßlichen Jackpotgewinn eines Schweizers im Casino Bregenz ist am Freitag zum zweiten Mal vertagt worden. Dazu hatten sich die Streitparteien nach weiteren Vergleichsgesprächen vor Prozessbeginn entschieden.

Beide Seiten hatten von Richterin Anna Maria Grass die abermalige Prozessverschiebung verlangt. Diese vertagte die Verhandlung auf unbestimmte Zeit.

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Im Video sehen Sie einen Beitrag von Magda Rädler. Zu sehen sind Gerald Gansger (Anwalt der Casinos Austria), Behar Merlaku (Casino-Pechvogel) und Gerichtssprecher Richard Höfle. Kamera: Holger Weitze, Schnitt: Bernahrd Torghele.

Streitwert von fünf Mio. Euro

Der Kläger, Behar Merlaku, will im März vergangenen Jahres an einem Automaten des Bregenzer Casinos den Jackpot geknackt und knapp 43 Millionen Euro gewonnen haben. Die Casinos Austria AG verweigerte bisher die Auszahlung des Betrags und beruft sich auf einen Softwarefehler. Der Schadenersatzprozess am Landesgericht Feldkirch war im Jänner unter riesigem Medieninteresse aufgenommen worden. Der Streitwert beläuft sich auf fünf Millionen Euro.

Zu Prozessbeginn hatten sich die beiden Parteien wenig kompromissbereit, dafür umso siegessicherer gezeigt. Nach damaligen Angaben von Merlakus Anwalt Thomas Kerle bot die Casinos Austria AG seinem Mandanten in einem Vergleich 500.000 Euro, „dieser Betrag steht aber nicht zur Diskussion“, stellte Kerle dezidiert fest.

Prozess Jackpot

ORF

Behar Merlaku

Suche nach „vernünftiger Lösung“

Inhaltlich gaben sich Kerle und die Rechtsanwälte der Casinos Austria AG am Freitag wortkarg - die Casino-Vertreter wollten gar keinen Kommentar abgeben. Kerle erklärte, dass man sich vor Verhandlungsbeginn auf die Fortsetzung der Gespräche verständigt habe, „um eine vernünftige Lösung“ zu finden. Der Anwalt nannte aber keine Summe, die für ihn und seinen Mandanten im Rahmen eines Vergleichs akzeptabel wäre. Man habe keinen Zeitrahmen ausgemacht, er werde aber auf eine Finalisierung der Gespräche drängen. „Es wird sicher nicht noch einmal ein halbes Jahr dauern“, so Kerle.

„Ich möchte meinen Jackpot und Schluss“

Merlaku, der dieses Mal nicht in seinem fliederfarbenen Hochzeitsanzug, sondern in seinem schwarzen Verlobungsanzug vor Gericht erschien, zeigte sich hinsichtlich seiner Erfolgsaussichten realistisch: „Es kann gut ausgehen, es kann aber auch schlecht ausgehen“, sagte der Schweizer.

An der österreichischen Rechtsprechung - die ihm in seiner Sache offenbar zu wenig eindeutig ist - ließ er kein gutes Haar. „Österreich hat kein Gesetz“, meinte er vor den anwesenden Journalisten, hierzulande würden offenbar die Reichen entscheiden. „Ich möchte meinen Jackpot und Schluss“, erklärte Merlaku.

Grass: Durch Spiel kam Vertrag zustande

Beim Verhandlungsauftakt im Jänner war abgeklärt worden, dass ein technisches Gutachten über den Automaten erstellt werden soll. Weitere im Prozessverlauf zu klärende Fragen wären neben anderen, ob für Merlaku die lediglich auf Englisch auf dem Automaten aufgedruckten Spielbedingungen verständlich waren bzw. ob für ihn erkennbar war, dass es sich bei der Gewinnsumme von knapp 43 Millionen Euro um einen Irrtum handeln musste. Laut Casinos Austria AG beläuft sich der Höchstgewinn an einem solchen Automaten auf 4.500 Euro. Bereits klar gestellt hat Richterin Grass, dass ihrer Ansicht nach durch Merlakus Spiel ein Vertrag zustande gekommen ist.

Wirbel um Video

Zum vor wenigen Tagen aufgetauchten Kurzfilm von Kerle, in dem die Casinos Austria AG auf breiter Front angegriffen wird, wollte sich der Tiroler Anwalt nicht ausführlich äußern. Das Video habe er nur für einen kleinen Personenkreis erstellt, es sei von ihm nicht öffentlich gemacht worden. Neben Kerle kommen in dem Film auch ehemalige Casinos-Mitarbeiter sowie der Salzburger Spielerschützer Roman Neßhold zu Wort, die zahlreiche schwere, großteils jedoch bekannte Vorwürfe gegen die bisherige Glücksspielmonopolistin erheben. Die Casinos prüfen bereits rechtliche Schritte.

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