Wirbel um Video vor Jackpot-Prozess

Am Freitag wird am Landesgericht Feldkirch der Prozess gegen die Casinos Austria fortgesetzt. Im Vorfeld sorgt ein der APA zugespieltes Video für Aufregung, in dem der „Casino-Pechvogel“ massive Kritik am Glücksspielmonopol übt.

Der Prozessauftakt um den (vermeintlichen) Millionen-Jackpotgewinn eines Schweizers im Casino Bregenz hat Anfang des Jahres für großen Medienrummel gesorgt. Der Prozess wird am 6. Juli fortgesetzt. Seit einigen Tagen kursiert nun in der Branche ein Kurzfilm, in dem die Casinos Austria auf breiter Front angegriffen werden, berichtet die APA.

Anwalt bekennt sich als Urheber

Der Tiroler Anwalt des Schweizer Klägers outete sich gegenüber der APA als Urheber des Videos. Er habe einfach Informationen zusammengetragen, auf die er im Zuge der Recherchen für den Jackpot-Prozess gestossen sei. Auch der Salzburger Spielerschützer Roman Neßhold kommt zu Wort mit zahlreichen schweren, großteils jedoch bekannten Vorwürfen gegen die Glücksspielmonopolistin. Nicht nur angesichts der laufenden Ausschreibung der Spielbanklizenzen sorgt dieses Video für Aufruhr.

Die fast 22-minütige Kurzdoku, die der APA zugespielt wurde, ist professionell produziert, die Kosten dürften sich Schätzungen zufolge auf weit über 10.000 Euro belaufen. Produzenten, Urheber und dergleichen werden nicht explizit genannt.

Der Fall Behar Merlaku

Sehr ausführlich wird auf den Fall Behar Merlaku eingegangen, jener junge Bodenleger, der im März 2011 im Casino Bregenz den Automatenjackpot geknackt haben will. Das Geld - fast 43 Mio. Euro - hat er aber bis heute nicht gesehen. Die Casinos Austria verweigerten ihm die Auszahlung, mit der Begründung, es handle sich um einen Softwarefehler.

Der Höchstgewinn an einem solchen Automaten betrage nämlich nur 4.500 Euro, wird argumentiert. Merlakau verklagte daraufhin die Casinos auf fünf Millionen Euro. Auf ein Vergleichsangebot der Casinos über 500.000 Euro war er nicht eingegangen.

Automaten wurden angeblich abgebaut

So etwas habe er noch nie erlebt, sagt Merlakus Anwalt Thomas Kerle in dem Video. Die Casinos Austria hätten nach dem Vorfall den Automaten abgebaut und hielten ihn seitdem unter Verschluss, ebenso die Spielerkarte seines Mandanten.

Der Rechtsanwalt geht in dem Film hart mit dem Glücksspielmonopol in Österreich ins Gericht, spricht zum Beispiel von „gezielter Beeinflussung“ in Richtung Finanzministerium. Der Staat verleihe sich die Spielbanklizenzen „über den Umweg“ Casinos Austria selbst.

Casinos Austria weisen Vorwürfe von sich

Bei den Casinos Austria kennt man das Video bereits, wie Sprecher Martin Himmelbauer der APA bestätigte. Der Konzern weist die Vorwürfe vehement zurück und hat bereits die Rechtsabteilung eingeschaltet. „Wir prüfen, inwieweit wir rechtlich gegen die Falschaussagen mancher Akteure vorgehen können.“ „Bemerkenswert“ findet Himmelbauer, dass Rechtsanwalt Kerle „im Vorfeld einer der Wahrheitsfindung dienenden Gerichtsverhandlung bei solch einem Video mitmacht“. Um Wirbel zu machen, scheuten manche offenbar auch vor „unlauteren Methoden“ nicht zurück, so der Sprecher.

Strategiepapier der Casions im Video

Aufgegriffen werden weiters ein internes Strategiepapier der Casinos Austria zur Abwehr von Konkurrenz, über das das „Format“ bereits vor Jahren berichtet hatte, sowie die sogenannten Spielerkredite - Geld also, das die Casinos lange Zeit Stammgästen vorgestreckt haben. Es grenze ans Kriminelle, dass man Spielern Geld zum Weiterzocken gebe, meint Spielerschützer Neßhold in dem Video.

Neßhold leitet das „Institut Glücksspiel & Abhängigkeit“ in Salzburg, das laut früheren Angaben Neßholds unter anderem vom niederösterreichischen Automatenkonzern Novomatic - dem Erzrivalen der Casinos Austria - finanziert wird.