Dem Bodensee drohen „Atemprobleme“

Die Folgen des Klimawandels sind am Bodensee bereits spürbar. An dem Trinkwasserreservoir für Millionen Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz nehmen Stürme und Hochwasser zu, manche Vogelarten wandern ab - und der See könnte „Atemprobleme“ bekommen.

Häufiger Starkregen, heftige Stürme, stark schwankende Wasserstände: Solche Extremereignisse nehmen zu und sind Folgen des Klimawandels, sagt Heinz Gerd Schröder, Leiter des Instituts für Seenforschung in Langenargen. Gemeinsam mit seinen Kollegen untersucht er bis 2014 in einem europäischen Forschungsprojekt unter anderem, welche Folgen eine Erwärmung des Seewassers haben könnte.

Oberflächenwasser erwärmt sich früher

Das Oberflächenwasser wird inzwischen einen Monat früher warm. Dadurch entwickeln sich planktonische Algen früher und das setzt sich über die ganze Nahrungskette fort. Vögel aus dem Mittelmeerraum nehmen hierzulande zu, andere wandern in Richtung Norden ab. Steigt die Wassertemperatur, fühlen sich auch Tiere aus wärmeren Regionen im See wohl.

Zum „Biomüll-Abbau“ braucht es Sauerstoff

Fest steht schon jetzt: Wenn sich das warme Wasser im Herbst nicht mehr richtig abkühlt, ist der Austausch zwischen den einzelnen Wasserschichten im See gestört. Normalerweise sinkt das kälter werdende Oberflächenwasser ab und bringt Sauerstoff in die tieferen Lagen. Der wird dort dringend gebraucht: „Da unten liegt quasi Biomüll - zum Beispiel abgestorbene Algen. Die Bakterien, die dort leben, bauen dieses Material ab und dazu brauchen sie Sauerstoff“, sagt Schröder. „Wenn nichts nachkommt, kriegt der See Atemprobleme.“

Längerfristig auch Gefahr für Trinkwasser

Bei einer solchen Entwicklung können sich aus dem Sediment heraus Nährstoffe und Schadstoffe lösen wie Phosphor. „Geschieht das über einen langen Zeitraum, wäre das auch für das Trinkwasser gefährlich.“ Denn der Bodensee ist auch Trinkwasserreservoir für Millionen Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bislang sei ein solcher Fall jedoch noch nicht eingetreten - der Bodensee sei sauber genug, um solche Phasen durchzustehen. „Aus unserer Warte ist der Gewässerschutz die beste Vorsorge für alle Effekte, die der Klimawandel mit sich bringen kann“, sagt Schröder.