Testamente: Zeugen in Erklärungsnöten

Am Landesgericht Salzburg hat am Montag der 15. Verhandlungstag rund um die Testamentsfälschungen am Bezirksbericht Dornbirn stattgefunden. Neuerlich wurden Zeugenbefragungen durchgeführt. Dabei zeigten einige Zeugen erhebliche Erinnerungslücken.

Bisher haben vier Zeugen ausgesagt, die in der Zeit der Fälschungen selbst am Bezirksgericht Dornbirn gearbeitet haben. Deren Aussagen sind zum Teil ziemlich widersprüchlich.

Bernhard Peter: Von Fälschungen nichts gewusst

Begonnen hat der Prozess am Montag mit der Befragung des Bezirksanwalts des Bezirksgerichts Dornbirn, Bernhard Peter. In seiner Post ist bei Gericht das gefälschte Testament nach Stefanie Hagen völlig unverhofft aufgetaucht. Dabei ging es um eine Erbschaft in Höhe von knapp drei Millionen Euro. Das Testament sei ihm eigenartig vorgekommen - ohne Begleitschreiben, ohne Kuvert und ohne seine Aktenzahl. Erklären konnte er sich das nicht und ließ das Testament ins Fach der Außerstreitabteilung legen. Wie sich später herausstellte, war das Testament gefälscht.

Falsche Testamente seien seinen Wahrnehmungen nach aber überhaupt nie Thema gewesen, so Bezirksanwalt Bernhard Peter.

Winkelschreibereien bekannt, aber nicht angezeigt

Auch der Vorgänger von Jürgen H. - der frühere Geschäftsstellenleiter des Bezirksgerichts, konnte sich am Montag im Zeugenstand nicht an gefälschte Testamente erinnern. Sonst hätte er das angezeigt, sagte er. Winkelschreibereien allerdings seien bekannt gewesen. Auf Frage von Richter Posch, ob er das angezeigt habe, antwortete er allerdings mit „Nein“.

Ein weiterer Mitarbeiter des Bezirksgerichts Dornbirn gab kurz vor Mittag an, dass er wusste, dass Walter M., Clemens M. und drei weitere Mitarbeiter „gewinkelt“ hätten.

Feierabendtreffen: Jürgen H. nur selten dabei

Alle am Montagvormittag befragten Zeugen gaben an, von den Feierabendzusammenkünften im Sozialraum gewusst zu haben. Zumindest die regelmäßigen Gäste beim „Hock“ im Sozialraum seien bekannt gewesen: Während Kurt T. und zwei der am Montag vorgeladenen Zeugen drei bis viermal Mal in der Woche dabei waren, sei der Hauptangeklagte Jürgen H. eher selten mit dabei gewesen. Entgegen der Aussagen der nicht geständigen Angeklagten sei die Arbeit sehr wohl Thema gewesen.

Rechtspfleger kam in Erklärungsnot

In Erklärungsnot geraten ist am Montagmittag ein Rechtspfleger des Bezirksgerichts Dornbirn, der als Zeuge einvernommen wurde. Seine Unterschrift steht unter dem gefälschten Testament nach Anna Hagen. Wie sie aber dorthin kam, wisse er heute nicht mehr, so der Zeuge auf mehrfache Nachfrage von Richter Posch. Zudem hat der für das Beglaubigungsregister zuständige Mann im Register immer wieder Leerzeilen gelassen. Warum er das getan hatte, konnte er sich am Montag nicht mehr erklären.

Weitere Zeugenbefragungen diese Woche

Insgesamt sieben Zeugen sind vergangene Woche bereits befragt worden. Darunter waren sechs Juristenkollegen von Richterin Kornelia Ratz. Zudem wurde die Aufdeckerin der Testamentsfälschungen, Richterin Isabelle Amann, ausführlich befragt.

In dieser Woche sind weitere Einvernahmen geplant. Am Mittwoch, 6. Juni, wird der Chefermittler der Polizei in der Causa als Zeuge befragt. Ursprünglich war geplant, dass der Prozess am 6. Juni abgeschlossen wird und einen Monat später ein Urteil ergeht. Da einige Einvernahmen länger dauerten, wurden für 25., 26. und 27. Juni noch Verhandlungen anberaumt. Frühestens Ende Juli sollen die restlichen Urteile gesprochen werden.

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