Angeklagte Richterin ruft Juristenfreunde als Zeugen

Am Landesgericht Salzburg drehte sich am Mittwoch alles um das Testament von Wilhelm Mutschler. Die suspendierte Richterin Kornelia Ratz ist in diesem Fall angeklagt. Ihre Mutter und Tante erbten durch das Testament 1,5 Millionen Euro.

Zur Verteidigung bot die angeklagte Richterin Kornelia Ratz mehrere Bekannte und Freunde als Entlastungszeugen an. Mit ihnen habe sie über den Fall Mutschler gesprochen, darunter etwa Alfons Dür, der ehemalige Präsident des Landesgerichts Feldkirch, aber auch der Vorsteher des Bezirksgerichts Bezau, Bertram Metzler. Außerdem erschienen zwei befreundete Richterinnen und eine Rechtsanwältin vor Gericht.

Landes-Gerichtspräsident (i.R.) Alfons Dür sagt aus

In der Einvernahme des pensionierten Landesgerichts-Präsidenten von Vorarlberg, Alfons Dür, gab es eine kleine Ungereimtheit. Gegenüber der Polizei und auch in der Hauptverhandlung hatte Kornelia Ratz angegeben, mit Alfons Dür auch über die Frage der Formgültigkeit des Mutschler-Testaments gesprochen zu haben. In diesem Punkt widersprach Alfons Dür als Zeuge vor Gericht der Angeklagten. Darum sei es nie gegangen, so der ehemalige Landesgerichts-Präsident.

Alfons Dür räumte ein, mit Kornelia Ratz anhand des Testaments über grundsätzliche Themen der Euthanasie zur Zeit des Nationalsozialismus gesprochen zu haben. Und in seiner Amtszeit von 1998 bis 2008 habe er nie vom Verdacht auf Testamentsmanipulationen gehört.

Salzburg: Vier Richter im Zeugenstand

Eine gute Freundin der beschuldigten Richterin - ebenfalls Richterin am Bezirksgericht Feldkirch - sagte im Zeugenstand, Kornelia Ratz sei sehr empört über das Testament gewesen - vor allem über die eingesetzten Erben Juretschke und Grabher, die sie als Euthanasie-Gewinnler bezeichnet habe. Einer befreundeten Rechtsanwältin hat Ratz auch den Brief an die Familie des ehemaligen Lustenauer Bürgermeisters Hans-Dieter Grabher vorgelesen, in dem sie diese zu einem Verzicht auf das Erbe aufgeforderte.

Als Zeuge im Testamentsfälscherprozess sagte am Mittwochvormittag auch Bertram Metzler, Gerichtsvorsteher des Bezirksgerichts Bezau aus. Er gab an, er habe vor Beginn der Ermittlungen gegen Kornelia Ratz mindestens zweimal mit ihr über ein Testament eines ihrer Verwandten aus der Zeit des Nationalsozialismus gesprochen.

Er habe dabei den Eindruck gewonnen, dass Kornelia Ratz von der Echtheit überzeugt gewesen sei. Sie habe den Erblasser Willi Mutschler sogar bewundert: Trotz geistiger Behinderung musste er mitbekommen haben, dass er - wenn er den Nationalsozialisten nahestehende Personen erben lässt - sich selbst das Leben rettet, soll sich Kornelia Ratz laut Bertram Metzler geäußert haben.

Mittwochnachmittag ist als weitere Zeugin die Bezirksrichterin Isabelle Amann geladen. Sie gilt als Aufdeckerin der Testamentsfälschungen am Bezirksgericht Dornbirn.

Eine gute Freundin von Ratz, Richterin am Bezirksgericht Feldkirch, sagte, Ratz sei sehr empört über das Testament gewesen. Vor allem über die eingesetzten Erben Juretschke und Grabher, die Ratz als Euthanasie-Gewinnler bezeichnet habe. Einer befreundeten Rechtsanwältin hat Ratz zudem den Brief an die Familie des ehemaligen Lustenauer Bürgermeisters Grabher vorgelesen, in dem sie einen Verzicht auf das Erbe gefordert hatte.

Größter Justizskandal in der Geschichte Vorarlbergs

Im „Testamentsfälscher“-Prozess sind insgesamt zehn Personen angeklagt, darunter fünf Justizbedienstete. Sie sollen von 2001 bis 2008 in 18 Verlassenschaftsverfahren 16 Testamente und zwei Schenkungsverträge manipuliert haben oder dazu beigetragen haben, sich und ihre Angehörige zu bereichern. Der Gesamtschaden beträgt zehn Millionen Euro, 158 Geschädigte sind bekannt. Vier geständige Angehörige des Hauptangeklagten Jürgen H. wurden im Laufe des Prozesses schuldig gesprochen. Zwei Urteile sind rechtskräftig.