Testamente: Kirche als Erbin eingesetzt

Beim Prozess rund um die Testamentsfälscheraffäre geht es am Dienstag um die Verlassenschaft Walter Zaborowskys. Bei der Fälschung dieses Testaments haben die Fälscher auch die Kirche bedacht, um es glaubwürdiger erscheinen zu lassen.

Im Fälscherprozess ging es am Dienstag auch um den Fall der Verlassenschaft des Dornbirners Walter Zaborowsky im Wert von rund 100.000 Euro. Die Aussagen des Hauptangeklagten Jürgen H. dazu wurden erneut verlesen. Seit Montag muss er nicht mehr vor Gericht aussagen. Bei diesem Fall sagen die geständigen Jürgen H. und Peter H. selbst, dass sie in diesem Fall noch frecher vorgegangen seien als sonst.

Bei der Fälschung dieses Testaments haben die Fälscher auch kirchliche Würdenträger und Organisationen bedacht, wie etwa Bischof Erwin Kräutler oder die Caritas, um es glaubwürdiger erscheinen zu lassen, denn dies würden alleinstehende ältere Menschen oft tun. Den Großteil des Vermögens ließ man der damaligen Freundin von Peter H. zukommen.

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Bericht von Gernot Hämmerle aus Salzburg

Dreiste Vorgangsweise

Vor allem die Vorgangsweise war dreist: Die Fälscher hatten vorgegaukelt, dass der Verstorbene eine Bekannte in Brasilien gehabt hätte, die auch im Besitz des letzten gültigen Testaments gewesen sei. Dann tat man so, als ob das Testament aus Brasilien zur Diözese Feldkirch geschickt worden sei. Dazu haben die Fälscher extra eine Brasilienreise unternommen, um von dort gestempelte Kuverts mitzunehmen und sich dort falsche Stempel anfertigen zu lassen.

Einer Straßenbekanntschaft wiederum diktierten sie, was sie auf portugiesisch schreiben solle. So kam dann das gefälschte Testament zur Diözese Feldkirch. Der Zusammenhang zwischen Brasilien und der Diözese war nicht ganz so abwegig, lebt dort doch Bischof Erwin Kräutler.

Fall Margot Montel: Walter M. belastet

Der Prozess hatte mit dem Fall der Dornbirnerin Margot Montel begonnen, bei dem es um ein Vermögen im Wert von rund 300.000 Euro geht. Der Hauptverdächtige Jürgen H. hatte Walter M. belastet. Er warf ihm vor, für die Fälschung eines Übernahmevertrages einer Liegenschaft Tipps gegeben und auch eine Unterschrift geleistet zu haben.

Der Angeklagte entgegnete, er habe kein Fachwissen vermittelt. Dieses Wissen hätte jeder Rechtspfleger gehabt. Die Unterschrift stamme nicht von ihm, die Vorwürfe seien alle „total erfunden“.

Walter M. kommt in Bedrängnis

Zweimal kam Walter M. dennoch in leichte Schwierigkeiten bei seinen Antworten. Etwa als Staatsanwalt Manfred Bolter darauf hinwies, dass der Vater von Margot Montel Gesandter in der Schweiz war und ministerielle Funktionen in Wien bekleidet hatte. Bolter fragte daraufhin: „Und Sie, der Sie doch die Dornbirner kennen wie kein zweiter, behaupten, der Name Montel würde ihnen nichts sagen?“ Darauf konnte Walter M. nur kleinlaut antworten.

Kurz darauf brachte wiederum Richter Posch einen Vorhalt ins Spiel: „Sie sagen, was beim Bezirksgericht Dornbirn passiert ist, hat sie gar nicht interessiert? Wieso gehen sie dann als Pensionist dann überhaupt noch ins Gericht"? Walter M. antwortete: " Weil wir dort unseren Stammtisch hatten.“

Fall Wohlgenannt könnte für Walter M. brisant werden

Ein weiterer Fall wurde am Dienstag verhandelt: Der Erbschaftsfall des Ebniter Busfahrers Sepp Wohlgenannt. Dieser belastet Walter M. direkt, denn bei diesem Fall hat er nachweislich Geld aus der Erbschaft in Höhe von 8.700 Euro erhalten. Walter M. sagte bislang dazu, dass ihm dieses Geld auch zugestanden sei.

Er hatte damals Jürgen H. als Verlassenschaftskurator bestellt und ihn offiziell beauftragt Nachforschungen über mögliche Erben durch zu führen. Die Frage des Richters, warum er nicht einfach bei der Ehefrau nachgefragt habe, ob es Erben oder Nachkommen gab, konnte der Gerichtsmitarbeiter nicht beantworten. Er habe keine Erinnerung mehr und auch keine Erklärung. Dass der Richter ingesamt die Antworten offenbar für fragwürdig hält zeigt dessen Aussage: „Herr M, sie vernichten ja ihre eigenen Argumente.“

Der Hauptangeklagte Jürgen H. belastet Walter M. in dem Fall deutlich. Er sagte aus, dass Walter M. das gefälschte Testament in Auftrag gegeben haben soll. Zudem soll vom ihm auch die Idee gekommen sein, das Straßenkinderprojekt von Pater Georg Sporschill zu bedenken, damit das gefälschte Testament glaubwürdiger wirke, schließlich hatte der Busfahrer Wohlgenannt in seinem Haus immer wieder Ordensgeistliche beherbergt.

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