Eintägige Krankenstände in Vorarlberg steigend

Seit 2008 registriert die VGKK immer mehr eintägige Krankenstände. Grund sei die hohe Leistungsbereitschaft der Vorarlberger, so AK-Direktor Rainer Keckeis, der die Idee vom unbezahlten ersten Krankenstandstag für „schwachsinnig“ hält.

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Video: Beitrag von Daniel Rein, Thomas Fenkart

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Für helle Aufregung hatte der Vorschlag aus den Reihen des ÖVP-Wirtschaftsbundes gesorgt, den ersten Krankenstandstag nicht mehr zu bezahlen. Mehr dazu auf ORF.at

Neben ÖGB-Landesschef Norbert Loacker hatte auch die Vorarlberger Arbeiterkammer die Idee vehement kritisiert.

21.900 eintägige Krankenstände im Jahr 2011

Wirft man nun einen Blick auf die Krankenstandsbilanz der Vorarlberger, so fällt auf, dass seit 2008 bei der Vorarlberger Gebietskrankenkasse (VGKK) immer mehr Krankenstände registriert werden, die nur einen Tag dauern: Waren es vor vier Jahren rund 18.300, hat sich diese Zahl bis zum Jahr 2011 stetig auf fast 21.900 Eintageskrankenstände gesteigert.

Erfasst sind hier aber nur jene Patienten, die auch tatsächlich zum Arzt gehen. Es gibt Arbeitgeber, die bis zu drei Tage lang keine ärztliche Bestätigung verlangen. Auch insgesamt ist die Zahl der Krankmeldungen gestiegen, 157.000 Fälle waren es vergangenes Jahr in Vorarlberg. Zurückgegangen ist hingegen die Dauer der Krankenstände. Im Durchschnitt waren es 8,5 Tage, wobei sich zeigt, dass Männer etwas häufiger und länger krank sind als Frauen.

Ursachen für das Fernbleiben von der Arbeit sind vor allem Erkrankungen der oberen Atemwege und Probleme mit dem Bewegungsapparat.

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Video: AK-Direktor Rainer Keckeis im „Vorarlberg heute“-Interview mit Christoph Waibel

AK-Direktor Rainer Keckeis erklärte am Dienstag im „Vorarlberg heute“-Interview mit Christoph Waibel, dass die Zunahme der eintägigen Krankenstände in Vorarlberg ein Hinweis auf die hohe Arbeitsmoral sei. In Vorarlberg sei der Anteil der Mitarbeiter, die trotz Krankheit arbeiten gehen, höher als in Gesamtösterreich. Der Vorarlberger zeige also eine höhere Leistungsbereitschaft und sei eher bereit, auch mit Leiden wie etwa Kopfweh arbeiten zu gehen, so Keckeis.

Wirtschaftsbund-Vorschlag „aus Mottenkiste“

Die Tatsache, dass „kein namhafter Vertreter der Vorarlberger Wirtschaft“ den Vorschlag des Wirtschaftsbundes, den ersten Krankenstandstag nicht zu bezahlen, bekräftigt habe, zeige, wie „schwachwinnig“ diese Idee sei. Es handle sich dabei um eine „populistische“ Forderung, um „über Ostern ein paar Schlagzeilen“ zu haben. Das Thema stamme zudem „aus der Mottenkiste“. Denn diese Diskussion habe man schon in den 1990er-Jahren erfolglos geführt, so Keckeis.

In der Vorarlberger Wirtschaft gäbe es diesbezüglich keine Probleme: „Wir sind ein stark exportorientiertes Land, wir haben leistungsfähige Mitarbeiter“, machte Keckeis deutlich. Vielmehr lägen die Probleme im Bereich der Facharbeit und der Infrastruktur - und genau in diesem Bereich sollte man sich Gedanken machen, so Keckeis.

„Sachliche Diskussion“ gefragt

Das Schweizer Teilzeitkrankenstandsmodell zu übernehmen, wie Eduard Fischer vom Ring freiheitlicher Wirtschaftstreibender es vorschlägt, ist für Keckeis keine Lösung. Man könne nicht glauben, dass etwas, das in der Schweiz funktioniere, automatisch auf Vorarlberg übertragen werden könne. Vielmehr gehe es um eine sachliche Diskussion darüber, wie Menschen im Arbeitsprozess gesund gehalten und in Krankheitsfällen möglichst schnell wieder in den Arbeitsprozess integriert werden könnten. Es gehe um vernünftige Lösungen und „nicht um kurze Effekthascherei“.

Wiedereingliederung nach langen Krankenständen

Es gehe auch darum, Menschen, die krank sind, zum Auskurieren zu bewegen. Dazu bedürfe es eines vernünftigen Betriebsklimas, so Keckeis. Es bedürfe auch des Verständnisses, dass ein kranker Mensch seine Leistung nicht bringen könne.

Wenn Arbeitnehmer sehr lange im Krankenstand seien, gelte es, Maßnahmen aufzustellen, um sie betrieblich wieder einzugliedern und ihnen die Rückkehr in die Arbeitswelt zu erleichtern. Genau hierzu wolle die Arbeiterkammer gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und der GKK ein Projekt aufstellen. Überlegungen „in diese Richtung“ würden Sinn machen, weil sie im Interesse des Arbeitnehmers, aber auch im Interesse der Wirtschaft seien.