Tischinger: „Das Leben als Geschenk“

Psychiater und Theologe Dr. Michael Tischinger spricht in der Sendung „Focus - Themen fürs Leben“ bei ORF Radio Vorarlberg über das Thema „Das Leben als Geschenk - die Kraft innerer Einstellungen“.

Sendungshinweis:

Samstag, 14.2.2015, 13.00 bis 14.00 Uhr
Donnerstag, 19.2.2015, 21.00 bis 22.00 Uhr (WH)

Das Leben kommt uns oft entgegen und macht die unterschiedlichsten Geschenke - damit leitet Dr. Tischinger seinen Vortrag ein. Es sei an mir/uns, diese Geschenke anzunehmen. Der Satz „Ich habe es nicht verdient, ich habe dafür nichts getan“ kann einen hindern, etwas wirklich anzunehmen.

Geschenke annehmen und weiterreichen

Das heißt, so Tischinger, dass es gar nicht so selbstverständlich ist, Geschenke anzunehmen, weil es die Sätze in uns geben kann: „Ich darf nicht. Ich bin nicht berechtigt". Oder es seien Erwartungen bzw. Vorstellungen, die uns im Wege stehen, die von uns bewertet werden, und gleichzeitig unseren Vorstellungen nicht entsprechen.

Die Sendung zum Nachhören:

Auf das Leben übertragen heißt das, dass das Leben uns etwas schenkt, wir aber bereits eine Vorstellung davon haben, wie es auszusehen hat, selbst wenn es gar nicht zu uns passt. Der erste Schritt, vom Leben beschenkt zu werden, kann mit sich bringen, dass wir es entweder annehmen oder ablehnen. Wir haben Vorstellungen von dem, was wir zu brauchen meinen und möglicherweise lehnen wir das, was das Leben für uns bereithält, ab.

Tischinger

SAP/ http://www.sueddeutsche-akademie.de

Dr. Michael Tischinger

Die 100-Prozent-Anleitung für die Depression sei, sagt Psychiater Tischinger, dass wir das, das uns das Leben zur Verfügung stellt, nicht wollen. Oder das, das man nicht haben kann, will. Er sei sich sicher, dass man sich mit dieser Einstellung über kurz oder lang sehr niedergeschlagen fühle, so Tischinger: “Sie grollen dem Leben und werden in irgendeiner Weise auch depressiv.“

Mit Dankbarkeit annehmen

Annehmen ist nicht dasselbe wie konsumieren. Konsumieren heiße, etwas zu verschlingen und am nächsten Tag nichts mehr davon zu verspüren. Annehmen heiße dagegen, dass etwas einen nachhaltigen Effekt habe. Nur wenn ich mit Dankbarkeit nehme, dann nehme ich wirklich an. Etwas ganz anzunehmen, heiße nicht zuerst bewerten, nicht zu sagen, das will ich oder das will ich nicht. Nicht nur Talente und Begabungen dienen mir, sondern auch Krisen, Krankheiten, Schicksalsschläge.

Schicksal ist nach Michael Tischinger so zu verstehen, dass es etwas ist, was das Leben mir „schickt“, um „sal“, - „gesund“ - zu werden. Wenn ich offen bin, wenn ich alles unter dem Blickwinkel anschaue, es möge mir dienen und das Leben möge mir auf diese Weise etwas zur Verfügung stellen, dann nehme ich von der vorschnellen Bewertung - „gut“ oder „schlecht“, „richtig“ oder „falsch“, „will ich“ oder „will ich nicht“ - Abstand.

Zur Person

Dr. Michael Tischinger ist nicht nur Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie und für psychosomatische Medizin. Er ist Chefarzt von zwei psychosomatischen Kliniken im Allgäu - der Adula Klinik in Oberstdorf und der Hochgrat Klinik in Oberstaufen. Dr. Michael Tischinger ist auch Theologe.

Musik

CD: MoZuluArt - Zulu music meets Mozart