„Gegen die Heuchler vor dem Herrn...“

Claudia Langer(München) und Prof. Dr. Hille Haker, Chicago (USA) sprechen in „Focus“ zum Thema „Gegen die Heuchler vor dem Herrn...“.

Sendung zum Nachhören

"...schneller als Gott und ein Heuchler vor dem Herrn"

„Der Konsument ist schneller als Gott und ein Heuchler vor dem Herrn“, sagt die deutsche Erfolgs-Buchautorin Claudia Langer:

Er - der Konsument- denke oft nicht daran, dass er mit dem Gekauften über menschenverachtende Lebens- und Arbeitsbedingungen in von uns fernen Ländern abstimme; für sei die die Hauptsache, dass das Produkt billig sei. Wenn er hört, dass die Produkte durch Kinder- oder Frauenarbeit entstanden sind, dann sagten manche, das sei doch bei anderen auch üblich. Für so viel Schweiß und Tränen opfern wir ziemlich kaltblütig sehr edel klingende Grundsätze.
Und wenn es in ernsthaften Diskussionen zur Sache geht, dann heißt es: man müsste mal:
so wie früher; Claudia Langer hat die Streitschrift in Form eines Buches mit dem Titel geschrieben „Die Generation: man müsste mal“.

Sendehinweis

„Focus“, 13.4.13

Was müsste man nicht alles ?

Man müsste u.a. über Fukushima richtig nachdenken und man müsste aus dem Hamsterrad ausbrechen, um nicht letztlich ausgebrannt - mit der Diagnose Burnrout - daraus herauszufallen.
Wir müssten, in dieser Welt, in der es so viele ganz offensichtliche Missstände gibt, handeln;
das Handeln erwarten wir von Geisterhänden: aber diese Geisterhände seien wir - SIE und ICH - schreibt Claudia Langer.

Nehmen sie den Begriff VERZICHT nicht in den Mund

Das Politik habe gelernt, dass man vom Wähler nicht Verzicht verlangen dürfe. Der Wähler will etwas bekommen und für die Versprechungen bezahle er. Das sei leider so, beklagt Claudia Langer. Die Gründerin des Nachhaltigkeits-Portals www.utopia.de. ist wütend auf die Trägheit und Bequemlichkeit derer, die ihre Einkaufsmacht nicht nutzen: „Wir sind als Konsumenten einfach nicht konsequent genug, um die kritische Masse zu erreichen.“ Aus ihrem Ärger hat sie gleich ein Buch gemacht, das sie der „Generation Man-müsste-mal“ gewidmet hat. „Wir träumen noch nicht einmal mehr von einer besseren Welt. Wir haben uns schon kampflos ergeben.“

Den Hintern hochkriegen

Man müsste den Hintern hochkriegen, meint, wenn man Veränderung will, muss man etwas tun.
Dieses „Man müsste mal“ ist dieser immer wieder gehörte Appell an uns, doch endlich endlich mehr zu tun als nur zu reden und letztlich doch den bequemeren Weg vorzuziehen und Anstrengung und Verzicht zu ignorieren.
Claduia Langer artikuliert ihre Utopie, gleichzeitig hat sie an der nackten Realität zu knabbern.
Utopie und Realität sind die beiden Extreme, denen sich Claudia Langer in Dornbirn stellte.

Was macht mich ethisch?

„Was macht mich ethisch?“, diese Frage stellte sich schließlich die Moraltheologin und Sozialethikerin Prof.Dr. Hille Haker.
Prof. Haker sieht den Menschen eingebettet in Situationen, denen er sich moralisch verpflichtet fühlt und solchen, in denen er das persönliche Glück über diese Verpflichtungen stellen möchte. „Für mich ist wichtig zu erkennen: Wir können gar nicht anders als moralisch oder ethisch zu handeln. Die Frage ist nur, wie wir ethisch richtig handeln, ohne weder unseren eigenen Glücksanspruch noch den Anspruch anderer auf ihr Glück zu leugnen. Als Ethikerin sage ich: Es geht nicht um das richtige Leben, sondern um eines, das richtiger ist als das falsche.“
Das 4. Ethikforum Vorarlberg fand unter dem Leitthema " Fair leben. Die große Freiheit das Gute und Richtige zu tun" am 8. März 2013 im Kulturhaus Dornbirn statt.

Homepage: 4.Ethikforum 2013
www.kath-kirche-vorarlberg.at

Langer Claudia

ORF

Claudia Langer

Zu den Personen:

Claudia Langer aus München. Sie agiert mit dem grünen Daumen eines umweltbewußten Miteinander und steht für -> lifestyle auf basis von gesundheit und nachhaltigkeit ; sie sagt von sich, sie sei auf der programmatischen Suche nach innovativen, umsetzbaren Ideen und Lösungsansätzen sowie eine Aktivistin für die gute Sache. Noch im Gymnasium gründete sie ihre erste Firma „ Avantgarde“, die heute zu den größten Eventagenturen Deutschlands zählt,
1992 dann die Werbeagentur „start“, die sie 2004 verkaufte, um sich ihrer Familie zu widmen.

Homepage:
www.utopia.de

Publikation:
„Die Generation. Man müsste mal.“ Droemer Verlag.

Hille Haker

Ethik-Uni- Frankfurt

Hille Haker

Prof.Dr. Hille Haker ist eine deutsche Theologin und Ethikerin. Seit dem Wintersemester 2012-2013 ist sie Professorin für theologische Ethik an der Loyola University Chicago. Von 2003 bis 2005 lehrte sie als Professorin für „Christian Ethics“ an der Harvard University.
Davor war sie Professorin für Moraltheologie und Sozialethik am Fachbereich Katholische Theologie der Goethe-Universität zu Frankfurt am Main.

Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Fundamentalethik, Ethik und Literatur , biomedizinische Ethik und der Geschlechterforschung.
Besondere Aufmerksamkeit widmet Hille Haker dabei einer Grenzziehung, die sich in der (Theologischen) Ethik verfestigt hat, nämlich zwischen der normativ-politischen Ethik und einer Ethik der Lebensführung.

Homepage:
www.luc.edu/theology/facultystaff/haker.shtml

Musik

Klangfrühling, E. Kutrowatz
Time to say goodbye. Mühlviertler Okarinamusi
CD Baldachin . Die Reise im Abbruchhaus