Geplatzte Lohnrunde provoziert Streiks

Am Dienstagmorgen ist die fünfte Runde der Lohnverhandlungen der Metaller ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer machen jeweils die andere Seite verantwortlich. Der Vorarlberger ÖGB-Chef Norbert Loacker will Protestmaßnahmen vorbereiten.

Nach einem 16-stündigen Verhandlungsmarathon in Wien sind Dienstagfrüh die Lohnverhandlungen endgültig gescheitert. In Vorarlberg sind 13.000 Beschäftigte betroffen. Nach fünf Verhandlungsrunden weisen sich die Sozialpartner jetzt gegenseitig die Schuld zu.

Vier Prozent mehr Lohn forderte die Gewerkschaft. Die Arbeitgeber boten aber nur 2,5 Prozent. Für den Vorarlberger ÖGB-Chef Norbert Loacker völlig inakzeptabel, denn abzüglich der Inflationsrate bedeute das eine Real-Lohnerhöhung von nur 0,6 Prozent.

Arbeitgeber halten Forderungen für „maßlos“

Manfred Brandl, Industriesparten-Vertreter in der Vorarlberger Wirtschaftskammer, lässt diese Kritik nicht gelten. Die Forderung der Gewerkschaft sei maßlos überzogen, so Brandl. Das Angebot der Arbeitgeber mit 2,5 Prozent sei sehr vernünftig. Man müsse bedenken, die Inflationsrate liege bei 1,8 Prozent und der Rest sei Produktivitätszuwachs. Der Produktivitätszuwachs sei nicht der Mehrleistung der Mitarbeiter geschuldet, sondern da lägen teure, große Investitionen der Unternehmer zu Grunde, argumentiert Brandl.

Das Argument der Gewerkschaft, dass die Auftragsbücher der Firmen voll seien und daher genügend Geld für die geforderte Lohnerhöhung vorhanden sei, greife daher nicht. Mit der guten Auftragslage müssen laut Brandl zunächst einmal die Kosten für die getätigten Investitionen gedeckt werden.

Arbeitnehmer sprechen von Gesetzesbrüchen

Die Löhne sind aber nicht der einzige Grund, warum es zu keinem Vertragsabschluss gekommen ist, erklärt ÖGB-Chef Loacker. Die Arbeitgeberseite habe alle Gesetze wie Arbeitszeitgesetze, Arbeitsruhegesetze bewusst gebrochen. Er mache das Spiel nicht mehr mit, so Loacker. Denn zum wiederholten Male hat die Arbeitgeberseite laut Loacker eine Erhöhung der Arbeitszeiten gefordert. Und zwar zu Lasten der Arbeitnehmer.

Industriellenvereinigung sieht „Angstmache“

Was Martin Ohneberg, Präsident der Vorarlberger Industriellen-Vereinigung, dementiert. Er glaube, da werde mit Angst gespielt. Es ginge nicht darum mehr zu arbeiten, sondern dann zu arbeiten, wenn entsprechende Arbeit anfalle. Es gehe nicht um einseitige, sondern um einvernehmliche Regelungen. Es gehe darum, einen europäischen Standard zu erreichen, so Ohneberg.

Sowohl Ohneberg als auch Brandl rufen den ÖGB dazu auf, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. ÖGB-Chef Loacker meint dazu, das sei im Moment nicht abschätzbar. Man höre, dass „der Herr Chefverhandler mehrere Wochen im Urlaub ist“. Da müsse man den Druck in Betrieben und Öffentlichkeit verstärken. Und Druck verstärken heißt für Loacker: Streik.

„Es war die fünfte Zirkusrunde“

„Ich bin sehr enttäuscht und stelle fest, das war die fünfte Zirkusrunde, ein unverantwortliches Vorgehen der Arbeitgeber. Jetzt kommt, was vorbereitet und geplant war: klare Protestmaßnahmen in den Betrieben, in der Öffentlichkeit. Das wird jetzt bundesweit besprochen und auf Landesebene. Es gibt eine Streikleitung bei der Produktionsgewerkschaft und hier werden weitere Beschlüsse gefasst“, so Loacker im Interview mit Radio Vorarlberg Dienstagfrüh.

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