„Postkartenräuber“ hatte laut Experten viel Glück

Die deutsche Polizei hat vermutlich den „Postkartenräuber“ geschnappt. Dass dieser mehr als ein Dutzend Überfälle auf Post- und Bankfilialen begehen konnte, ohne ausgeforscht zu werden, führen Experten auf viel Glück zurück.

Neun Jahre lang trieb der „Postkartenräuber“ sein Unwesen. Elf Post- und Banküberfälle in Vorarlberg sollen auf sein Konto gehen, zudem drei in Deutschland. Vor allem seine Postkarten an die Ermittler, in denen er weitere Überfälle ankündigte, bleiben in Erinnerung.

Ungewöhnlicher Fall für Ermittler

So etwas komme nicht oft vor, sagt Klaus Schwaighofer, Strafrechtsexperte an der Universität Innsbruck. Für ihn stellt das eine außergewöhnliche Vorgangsweise dar, „weil es an sich nicht vernünftig ist, solche Meldungen abzugeben, weil man doch durch jede Postkarte, jede Information zusätzliche Spuren legt und damit natürlich die Ausforschung etwas erleichtert.“

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Erleichterung über Festnahme bei Betroffenen

Im Beitrag von ORF-Redakteurin Theresia Bilgeri sehen Sie ein anonymes Opfer, Anton Steinberger (Vorstandsdirektor der Sparkasse Feldkirch) und ORF-Sportreporter Oliver Polzer.

Gerade deswegen wundert sich Schwaighofer, dass der Serientäter derart lang nicht gefasst werden konnte. „Dadurch, dass die technische Überwachung heutzutage - gerade bei Banken - so groß ist, ist es schon eher außergewöhnlich, dass es Jemandem gelingt, 13-mal einen Raubüberfall zu begehen, ohne ausgeforscht zu werden“, so der Strafrechtsexperte.

„Vorgangsweise frech und nicht sehr intelligent“

Für Schwaighofer war vor allem auch viel Glück mit im Spiel. Dass der „Postkartenräuber“ die Überfälle am helllichten Tag in videoüberwachten Gebäuden und dazu noch vor Zeugen begangen habe, bezeichnet Schwaighofer als „frech und nicht besonders intelligent“.

Der lange Abstand zwischen den Überfällen ist für einen Serientäter laut Schwaighofer zudem höchst ungewöhnlich. Grundsätzlich klicken laut dem Experten bei Serientätern früher oder später die Handschellen. Oft würden sie nämlich im Laufe der Zeit zu selbstsicher werden und dadurch Fehler machen.

In Deutschland von Bankkunden überwältigt

Bei einem versuchten Banküberfall im deutschen Heimenkirch war Anfang September Endstation für den mutmaßlichen Bankräuber. Er konnte von einem Bankkunden überwältigt werden. Es handelt sich um einen 54-jährigen Mann aus Tirol. Er soll für elf Überfälle in Vorarlberg verantwortlich sein sowie für drei in Deutschland.

Postkartenräuber gefasst

Der mutmaßliche Postkartenräuber scheint gefasst. Im benachbarten Deutschland wurde ein 54-jähriger Mann aus Tirol von einem Bankkunden überwältigt.

Die Polizei in Vorarlberg geht mit großer Wahrscheinlichkeit davon aus, dass es sich bei dem gefassten Mann um jenen Täter handelt, der für die Raubserie in Vorarlberg verantwortlich ist. Auch wenn alle Indizien dafür sprechen, müssen laut Polizei-Pressesprecher Horst Spitzhofer nun sämtliche Spuren und Beweise überprüft werden. Bis bestätigt werden kann, ob der Gefasste der lang gesuchte Postkartenräuber ist, kann es noch einige Tage dauern. Da der Tatverdächtigte aus dem Bezirk Landeck stammt, haben sich mittlerweile auch Tiroler Ermittler eingeschaltet, und prüfen Tiroler Fälle auf Verbindungen zum jetzt Festgenommenen.

Der Mann sitzt derzeit in Deutschland in U-Haft. Ob sich in weiterer Folge die deutschen oder die österreichischen Gerichte mit dem Fall beschäftigen, ist laut Spitzhofer derzeit noch unklar.

Postkarten an die Polizei geschickt

Der „Postkartenräuber“ wird bereits seit 2008 gesucht. In den Medien wurde der Gesuchte als „Postkartenräuber“ bekannt, da er sich zweimal per Postkarte bei den Ermittlern meldete: „Das war noch nicht alles. Komme wieder“, schrieb er unter anderem und hielt Wort.

Kaum Hinweise aus der Bevölkerung

Laut Polizei hatte der „Postkartenräuber“ bei seinen Überfällen stetig unbeschreibliches Glück. Seine Überfälle seien nicht akribisch genau geplant gewesen, das würden auch Aufnahmen bestätigten. Bei jedem Überfall konnte der Gesuchte unerkannt flüchten. Obwohl der Mann immer auffällige Kleidung bei seinen Überfällen trug, gab es kaum Hinweise aus der Bevölkerung, hieß es seitens der Polizei nach den Überfällen.

Postkartenräuber Fahndungsbilder

LPD

Lange Liste an Überfällen

Insgesamt schlug der Bankräuber in Vorarlberg elfmal zu, in Deutschland dreimal.

  • August 2008: Sparkassen-Filiale in Feldkirch Altenstadt
  • März 2009: Post-Geschäftsstelle in Feldkirch-Altenstadt
  • Mai 2009: Post in Dornbirn-Haselstauden
  • Juli 2009: Sparkasse Bregenz-Weidach
  • Jänner 2010: Post in Feldkirch-Tisis
  • August 2010: Post in Feldkirch-Tisis
  • Juli 2012: Volksbank-Filiale in Bregenz-Vorkloster
  • Mai 2014: Sparkassen-Filiale in Dornbirn-Hatlerdorf
  • Dezember 2014: Post in Schwarzach
  • März 2015: Sparkasse in Lochau
  • Jänner 2016: Sparkasse in Feldkirch-Tisis
  • Juli 2016: Volksbank in Opfenbach (Deutschland)
  • November 2016: Volksbank in Opfenbach (Deutschland)
  • September 2017: Bank in Heimenkirch (Deutschland)

10.000 Euro Belohnung für Hinweise

Die Polizei in Vorarlberg hatte einen großen Aufwand betrieben, um den Serientäter zu fangen. Für Hinweise zur Ergreifung des „Postkartenräubers“ war eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro ausgesetzt. Außerdem wurde ein Profiler zur genauen Täterbeschreibung herangezogen.

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