Forderung: Mehr Wohnungen für Behinderte

Die Lebenshilfe fordert, dass in gemeinnützigen Wohnanlagen künftig auch Wohnungen für Menschen mit Behinderungen eingeplant werden sollen. Aktuell fehle dafür die gesetzliche Grundlage, sagt Andreas Dipold, Leiter des Fachbereichs Wohnen bei der Lebenshilfe.

Menschen mit Behinderungen sollen die Wahl haben, selbstbestimmt wohnen zu können. Das fordern Behinderteneinrichtungen am „Tag der Inklusion". Aktuell im Vordergrund ist der Ausbau von verschiedenen begleiteten Wohnformen. Derzeit wird landesweit erhoben, was für Wohnangebote für Menschen mit Behinderungen in den nächsten Jahren benötigt werden.

Aktuell betreut die Lebenshilfe 360 Menschen mit Behinderungen beim Wohnen - zwei Drittel in Wohnhäusern und Wohngemeinschaften und ein Drittel in ihren eigenen Wohnungen, so Dipold. In den nächsten Jahren soll sich dieses Verhältnis umkehren. Fünf bis acht Wohneinheiten pro Anlage wären zielführend, dann müssten keine eigenen Wohnhäuser mehr für Menschen mit Behinderung gebaut werden. Aber dafür braucht es - neben der persönlichen Unterstützung - auch gesetzliche Grundlagen, im gemeinnützigen Wohnbau etwa. Dipold fordert, dass bei größeren Wohnanlagen künftig auch an Menschen mit Behinderungen gedacht wird.

„Problem ist die Gesellschaft“

Das Institut für Sozialdienste betreut seit 20 Jahren Menschen mit Behinderungen beim selbstbestimmten Wohnen. 33 Mitarbeiter kümmern sich um mehr als 300 Menschen mit Beeinträchtigungen in ihren Wohnungen. Das Problem seien nicht die Menschen mit Behinderungen, sondern das Bewusstsein in der Gesellschaft, sagt die Leiterin der IfS-Assistenz, Elisabeth Kern. Oft habe man mit Vorurteilen wie „Das geht doch nicht“ zu kämpfen. Aber auch Menschen, die viel Hilfe brauchen, können eigenständig wohnen, sagt Kern. Es sei alles eine Frage der richtigen Unterstützung - und des Wohlwollens.