Stadttunnel: Schlechte Luft wird verlagert

Fünf Stunden lang ist am Donnerstag bei der mündlichen Verhandlung über den Stadttunnel Feldkirch über die prognostizierte Verbesserung der Luftqualität gesprochen worden. Bemerkenswertes Ergebnis eines Gutachtens: Wenn der Tunnel nicht gebaut würde, würde sich der Schadstoffausstoß verringern.

Am dritten Tag der mündlichen Verhandlung zum Stadttunnel in Feldkirch wurden vor allem Fragen behandelt, die die Anrainer im Raum Feldkirch betreffen. Dutzende Gutachten über die Auswirkungen des geplanten Stadttunnels in Feldkirch wurden bei der mündlichen Verhandlung bereits vorgetragen und diskutiert. Ein besonders bemerkenswertes Ergebnis gab es dabei in Hinblick auf die Luftgüte.

Wenn kein Tunnel gebaut wird, würde es für den Raum Feldkirch eine leichte Entlastung in manchen Schadstoffklassen geben. Grund dafür sei Verbesserung der Fahrzeugtechnologie, die zur Verringerung von Abgasen führe. Wenn die vier Tunnelstrecken gebaut werden, würde die Gesamtmenge der Emissionen zunehmen, weil mehr Verkehr angezogen würde, besagt das Gutachten. Für viele Anrainer würde sich die Luftqualität aber verbessern, weil die Abgase über die Tunnelanlage abgesaugt und über den Schacht auf dem Stadtschrofen in die Luft geblasen würden.

Der Sachverständige Arthur Sottopiettra betonte aber, dass mit Begleitmaßnahmen und vor allem durch eine Verflüssigung des Verkehrs die Anrainer entlastet werden könnten. Nach Angaben der Projektbetreiber sollen acht Prozent der Bevölkerung von Feldkirch von der Schadstoffentlastung profitieren.

Schadstoffbelastung bei Portalen wird steigen

Wenn der Stadttunnel fertiggestellt wäre, würden in allen wesentlichen Bereichen die nationalen und internationalen Grenzwerte eingehalten. Gleichzeitig wies Sottopietra aber auch darauf hin, dass die Luftwerte in Feldkirch gar nicht so schlecht sind, wie oft angenommen wird. Beim Feinstaub etwa habe man den zulässigen Grenzwert bereits unterboten. Bei Inbetriebnahme des Stadttunnels werde in den Portalbereichen in Tosters, Tisis und der Felsenau die Schadstoffbelastung ansteigen.

Waldrodung für Lagerplatz

Auch die Sachverständige für Naturschutz hat zwar Verbesserungen verlangt, sieht grundsätzlich aber keine Probleme. Es gab jedoch einen Punkt, den auch Naturschutzanwältin Katharina Lins kritisierte. In der Felsenau wird ein logistisches Zentrum errichtet, in dem das Ausbruchmaterial vom Tunnel auf die Bahn verladen wird. Für die Einrichtung eines Lagerplatzes müsste ein ökologisch wertvolles Waldstück gerodet werden. Das müsse so sein, betonten die Planer der Straßenbauabteilung. Zwischen Ill und Bahntrasse gebe es sonst in diesem Bereich keinen Platz. Lins räumte ein, dass der Wald rasch wieder nachwachse.

Keine weitere Untersuchung zur Wirtschaftlichkeit

Die Bürgervertreter verlangten, dass die Wirtschaftlichkeit des Projektes noch einmal untersucht wird. Der Rechtsvertreter der Straßenbauabteilung lehnte das ab, man habe bereits eine Nutzen-Kosten-Analyse erstellt, und die sei um einiges ausführlicher als eine Berechnung der Wirtschaftlichkeit.

Sprengungen dürften Erschütterungen bringen

Am Dienstag, dem zweiten Verhandlungstag im Reichenfeld, wurde klar, dass für den Bau des Stadttunnels 3.500 Kilo Sprengmittel im bewohnten Gebiet gelagert werden müssten und dass auch Erschütterungen zu spüren sein würden. Lesen Sie dazu Erschütterungen durch Sprengung vorausgesagt.