„Islam keine gewalttätige Religion“

Die katholische Kirche hat die Theologin Ursula Rapp zur neuen Islambeauftragten der Diözese Feldkirch bestellt. Die 49-Jährige betont, der Islam sei keine gewalttätige Religion. Zu dieser Erkenntnis komme man nur über Begegnungen.

Ursula Rapp teilt die Aufgabe der katholischen Islambeauftragten mit Aglaia Mika. Die beiden Frauen wurden vor einer Woche von der Diözese Feldkirch beauftragt. Rapp ist katholische Theologin. Sie leitet das Institut für Religionspädagogische Bildung in Feldkirch. Die 49-Jährige meint, angesichts der vielen Negativschlagzeilen zum Thema Islam, sei es keine einfache, aber eine ganz wichtige und sehr schöne Aufgabe.

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Samstaginterview: Ursula Rapp im Gespräch mit Ines Hergovits-Gasser.

Sie bemerke immer wieder, wenn sie muslimischen Menschen begegne, welch gute und fröhliche Erfahrungen sie mache, die völlig im Kontrast zu dem stünden, was man so pauschal in den Medien vermittelt bekomme. Dies mehr zu pflegen, zu entwickeln sowie für viele Menschen zu ermöglichen, sei eine sehr schöne Aufgabe. „Für das Schwierige kann man ja miteinander reden“, so Rapp.

Ursula Rapp

Kath. Kirche Vorarlberg

Ursula Rapp

Zur Frage, ob ein falsches Bild vom „Islamischen Staat“ in den Medien transportiert werde, meint Rapp: Sie halte die Pauschalierung und die Darstellung, dass der Islam eine gewalttätige Religion sei, tatsächlich für ein falsches Bild. Was für Nicht-Muslime schwierig sei, sei eine Offenheit für Differenzierungen, „nicht zu schnell.... zu glauben, ah, jetzt hab’ ich’s verstanden, jetzt weiß ich, wie’s lauft im Islam“, so Rapp wörtlich, denn „den Islam“ gebe es nicht. Geistige Offenheit und Herzensoffenheit seien angesagt.

Radikalisierte Jugendliche

Zu radikalisierten Jugendlichen in westeuropäischen Ländern meint Rapp: Man könne etwas dagegen setzen. Man könne nichts daran ändern, dass es offensichtlich sehr viele Jugendliche gibt, die massive Schwierigkeiten hätten, die auf der Suche wären. Dabei sei es ganz wichtig, etwas „anderes zu entwickeln“, einerseits in den muslimischen Gemeinden andere Entwicklungen zu sehen, aber auch mit der katholischen Kirche gemeinsam andere Entwicklungen anzustossen.

Rapp hält Islamgesetz für restriktiv

Das Islamgesetz sei sicher keine Gleichstellung gegenüber der römisch-katholischen Kirche und nicht unbedingt ein Gesetz, das kulturelle und religiöse Entwicklung ermögliche. Es schränke sehr viel ein. Dies halte sie als Theologin für „nicht gut“. Es wäre ein großer theologischer Wert, sich hier solidarisch zu äußern.

Beim Islam gehe um eine Religion, die denselben Gott verehre, wie Christentum und Judentum. Da gebe es eine Verbindung, bei allen Differenzen. Je mehr man verhindere, desto mehr kriminalisiere man. Das sei gefährlich. Das alte Islamgesetz sei zwar veraltet und ein neues sei notwendig. Die Frage sei „das Wie“. Der Staat greife hier zu sehr in innerreligiöse Angelegenheiten ein. Darüber wäre die katholische Kirche auch nicht erfreut.

Gemeinsame Initiativen mit muslimischen Gemeinden

Rapp will als Islambeauftragte Begegnungsmöglichkeiten schaffen. Sie sei sehr interessiert an Kontakten mit muslimischen Gemeinden. Bisherige Initiativen sollen wiederbelebt und Bildungseinrichtungen beider Religionen einbezogen werden.

Dass zwei Frauen zu Islambeauftragten der Diözese bestellt wurden, sei Zufall, so Rapp. Es gelte in dieser Aufgabe die gesellschaftlichen Regeln der muslimischen Gemeinschaft einzuhalten und zu akzeptieren, betont Rapp im Samstag-Interview von Radio Vorarlberg. Daran werde der interreligiöse Dialog nicht scheitern, genauso wenig an Kopftüchern oder Verschleierungen.

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